Spondylose

    Spondylose
    Spondylose ist ein Wort, das jedem Boxerhalter Angst einflösst.
    Angst um die Gesundheit und das Leben seines Hundes.
    Spondylose ist eine Erkrankung der Wirbelsäule.
    Eine sehr hohe Zahl der Boxer leidet darunter.

    Spondylose ist eine degenerative, sich langsam entwickelnde Erkrankung der Wirbelsäule. Im Laufe der Erkrankung bilden sich an der Wirbelsäule des erkrankten Hundes sogenannte "Papageienzacken" oder -veterinärmedizinisch korrekt- Osteophyten. Diese knöchernden Zubildungen an der Wirbelsäule führen zu Bewegungseinschränkungen, Schmerzen und bis hin zur vollständigen Versteifung der Wirbelsäule.

    Bezeichnungen
    Es gibt sehr viele Bezeichnungen, die verschiedene Varianten dieser Erkrankung beschreiben und Synonyme einer Erkrankung darstellen. Das sind Spondylose, Spondylosis deformans, Spondylitis deformans, Spondylarthritis, Spondylarthrosis deformans, Spondylarthritis ancylopoetica, Spinal osteoarthritis und andere. Diskospondylitis ist eine Differentialdiagnose zur Spondylosis deformans.

    Ursachen
    Als Ursache für die Entstehung der Spondylose werden die Zucht von unnatürlichen Körperbauformen, Umwelteinflüsse und Traumata (grundsätzlich Mikrotrauma) genannt. Die Vererbung soll eine große Rolle spielen. Dabei kann die Ursache nie als monokausal gesehen werden. Denn Spondylose wurde auch bei wilden Tieren beobachtet, die absolut natürliche Körperbauformen haben. Und trotz gleicher Umwelteinflüsse, Zucht und Mikrotrauma kommt Spondylose bei bestimmten Hunderassen so gut wie kaum vor.

    Boxer
    Beim Boxer besteht ein sehr hohes Risiko, an Spondylose zu erkranken. So ist gemäß verschiedener Untersuchungen eine überproportional hohe Prozentzahl aller Boxer an Spondylose erkrankt. Bei älteren Tieren sieht die Situation z.T. sehr dramatisch aus, weil nur noch eine sehr geringe Anzahl von Boxern spondylosefrei ist.
    Beim Boxer wird oft zwischen Spondylosis deformans und Spondylitis deformans unterschieden. Unter Spondylosis deformans wird ein altersbedingter, degenerativer Prozess verstanden. Spondylitis deformans hat rheumatische Aspekte, was dem Boxer eine Sonderstellung unter allen anderen von Spondylose betroffenen Hunderassen beschert. Der Übergang zwischen beiden Erkrankungen kann aber auch fließend sein, was beide Erkrankungen miteinnander verbindet.

    Untersuchungsmöglichkeiten
    Untersuchungsmöglichkeiten sind Röntgenologische Untersuchung ohne Kontrastmittel (Das geht auch ohne Narkose, lassen Sie sich nicht zur Notwendigkeit, den Boxer in Narkose zu versetzen, überreden) Kontrastmitteluntersuchungen (Nur wenn es unbedingt sein muß, weil diese Methode starke Nebenwirkungen im Magen-Darm-Trakt hervorrufen kann) Computertomographie und Magnetic Resonance Imaging bzw. Kernspintomographie (In manchen Fällen sehr hilfsreich, jedoch leider unter Narkose).
    Bei dem Verdacht auf Spondylitis deformans (Rheumatischer Spondylose) ist eine Blutuntersuchung möglich.
    Wenn Sie mit Ihrem Boxer züchten bzw. züchten wollen, ist eine röntgenologische Untersuchung ein Muss. Zwei Faktoren sind dabei nicht wegzudenken: 1. Faktor der Vererbung, Sie wünschen doch keinem Welpen Spondylose. 2. Die Geburt wäre für eine an Spondylose erkrankte Hündin eine Qual!
    Der an Spondylose erkrankte Boxer würde beim Deckakt große Schmerzen haben und nach dem Deckakt würde eventuell ein akuter Schub der Erkrankung folgen.

    Grad der Spondylose
    Spondylose wird je nach Stärke der Verknöcherung der Wirbelsäule in 5 Grade eingeteilt.
    (von Grad 0 = Spondylosefrei bis Grad 4 = Schwerste Spondylose)

    Symptomatik
    Spondylose kann ohne sichtbare Symptome verlaufen. Wichtig ist die Röntgenologische Diagnose.
    Symptome von Spondylose können kommen und für eine bestimmte Zeit (nach eine medikamentöse Behandlung und / oder günstigen Bedingungen) wieder verschwinden.

    Symptome sind:
    Versteifungen und Schmerzen im Rücken, die zu Schwierigkeiten
    beim Hinsetzen, Hinlegen und Aufstehen,
    beim Treppensteigen - bzw. runterlaufen,
    beim Springen und Toben,
    beim Kotabsatz,
    bei Rüden beim Beinheben führen.
    Schmerzen im Rücken auch ohne einen "Auslöser" wie oben beschrieben.
    Lahmheiten.
    Veränderung des Ganges, Humpeln.
    Schwache Hinterbeine, Zittern in den Hinterbeinen,
    Instabilität im Stehen, Umfallen des Tieres.
    Falsche Stellung einer oder beider Hinterpfoten.
    Heben der Hinterpfote im Stehen und / oder beim Laufen,
    Inkontinenz.
    Atrophie der Muskel.v Agressionen und / oder Depressionen.

    Therapie
    Angewendet werden:
    Analgetika und nicht-steroidale Antiphlogistika (nicht auf Dauer!),
    Aspirin in analgetischen Dosierungen
    (Nur in bestimmten Fällen, auf die vom Tierarzt angegebene Dosierung achten!
    Bloß kein Aspirin ohne tierärztliche Verschreibung geben!)
    Entzündungshemmende Wirkstoffe,
    Cortisonpräparate (Nicht auf Dauer!),
    Homöophathie
    (Hat sich bei der Spondylose sehr gut bewährt, nur von einem in der Homöophathie bewanderten Tierarzt behandeln lassen!)

    Chirurgische Methoden werden in der Literatur nur am Rande erwähnt.

    Vorsichtsmassnahmen
    Wenn Ihr Boxer an Spondylose erkrankt ist, müssen Sie die absolute Kontrolle über den Bewegungsablauf bei Ihrem Boxer übernehmen.
    Das kann schon helfen, akute Schübe der Erkrankung zu vermeiden. Der Boxer neigt dazu, leichte Beschwerden zu ignorieren. Er spielt weiter, als wäre mit seinem Rücken alles in Ordnung. Und erst wenn es ganz schlimm wird, verändert er sein Verhalten. Oft ist es dann zu spät.
    Vermeiden Sie alle Situationen, bei denen der Rücken des Hundes stark beansprucht wird.
    Wenn Sie einen Boxer haben und über einen Umzug nachdenken, berücksichtigen Sie, dass Treppensteigen nicht das beste für den Hund ist. Erdgeschoß (eventuell noch 1.Stock) oder ein Fahrstuhl im Haus wären schon eine Erleichterung für den Boxer.
    Bedenken Sie das auch, wenn Sie einen Boxer in Ihre Familie holen wollen. Ein verantwortungsvoller Züchter wird Sie fragen, in welchem Stock Sie wohnen.
    Denn es ist aus anderen Gründen auch wichtig. (HD!)
    Der Boxer muß nach jedem Regengassi sowie nach dem Baden / Duschen gründlich abgetrocknet werden!!!

    Die Ernährung muß so angepasst werden, dass es NIE einen zu harten Kot gibt.
    Überfütterung ist zu vermeiden.
    Das Gewicht des Hundes muß ständig unter Kontrolle sein.

    Beim Spielen mit anderen Hunden ist große Vorsicht geboten!
    Es gibt Hunde, die gerne ihre Macht demonstrieren oder auch nur so spielen, indem sie auf dem anderen Hund -unabhängig vom Geschlecht- reiten. (Sollte man ihnen sowieso abgewöhnen).
    Diese deckaktartige Bewegung (beritten werden sowie selber reiten) kann für einen an Spondylose erkrankten Boxer fatale Folgen haben.

    Bewegung braucht aber auch ein an Spondylose erkrankter Boxer. In der Zeit, wo er starke Schmerzen hat, muß man Bewegungen sehr einschränken und den Hund medikamentös behandeln (Nur vom Tierarzt!).
    Wenn der akute Schub aber vorbei ist, ist gegen gewöhnliches Spaziergehen nichts zu sagen. Die natürlichste und einfachste Art, sich fortzubewegen, ist für den Hund der langsame Trab.
    Der Rücken wird dabei auch am wenigsten beansprucht, da die Kräfte und das Gewicht des Hundes gleichmäßig verteilt werden. Je nach Größe und Alter des Boxers sind das zwischen 6 und 12 km/h. Ermöglichen Sie Ihrem Hund, so zu laufen. (Natürlich ohne Zwang!)

    Zucht
    Spondylose ist eine degenerative Erkrankung, die sich langsam entwickelt.
    Ab dem 3. bis 5. Lebensjahr halbiert sich die Prozentzahl der Spondylosefreien Boxer. Es wird auch vermutet, dass Spondylose vererbbar ist. Zur Zucht werden Tiere ab 18 Monate zugelassen. Wenn Sie in diesem Alter Spondylose Grad 0 nachweisen, bürgt dieses noch lange nicht dafür, dass deren Nachkommen spondylose-frei alt werden. Schon beruhigender ist es, wenn beide Elterntiere etwas später zur Zucht verwendet werden und nach einer wiederholten Röntgenuntersuchung immer noch spondylosefrei sind.

    ... "Zimmer u. Stähli (1960) erheben die Forderung, daß bei Ausstellungstieren, die zur Prämierung kommen, jährlich eine seitliche Röntgenaufnahme des Dorsolumbalgebiets, wenn möglich im Stehen, angefertigt wird.
    Diese Aufnahmen sollen dann, von einem geeigneten Experten beurteilt, dem Richterkollegium vorgelegt werden, da einige Richter dazu neigen, Boxer mit besonders festen und geraden Wirbelsäulen hoch zu prämieren. Dahinter verbirgt sich aber oft eine Spondylosis deformans oder eine Spondylarthritis ancylopoetica." ... (B. Weidl, 1999, "Spondylosis Deformans beim Hund").

    Liebe Boxerfreunde, obige Anmerkung der beiden Veterinärmediziner stammt aus dem Jahre 1960!!!

    Wie schon beschrieben, kann Spondylose auch ohne sichtbare Symptome verlaufen. Dies gilt auch für stark fortgeschrittene Stadien der Verknöcherung der Wirbelsäule.
    Lediglich leichte bis mittlere Bewegungseinschränkungen können dann beobachtet werden.
    Erst bei vorhandenen Rückenmark - und / oder Nervenkompressionen tritt das klinische Bild der Spondylose auf.
    In der Regel werden durch die oben beschriebenen "Auslöser" Spinalnerven gedrückt, eingeklemmt oder geschädigt.

    Die schulmedizinische Therapie kann den Prozess der Verknöcherung der Wirbelsäule nicht beeinflussen.
    In akuten Stadien der Erkrankung muss aber die Behandlung schnell begonnen werden.
    In manchen Fällen muss die Therapie über Monate erfolgen. Richtig eingesetze Medikamente sowie Vorsichtsmassnahmen sollen dem an Spondylose erkrankten Hund Schmerzen lindern und ihm helfen, den akuten Schub der Erkrankung zu überstehen. Den Humanmedizinern ist bekannt, dass Verknöcherungen der Wirbelsäule bei Menschen manchmal zum Stillstand kommen. Bei Hunden ist das ebenfalls nicht auszuschliessen.

    Zum Abschluss möchte ich noch einmal die Wichtigkeit der röntgenologischen Untersuchung betonen.
    Das klinische Bild allein reicht nicht aus, um eine Erkrankung zu diagnostizieren. So können z.B. die falsche Stellung einer oder beider Hinterpfoten und Humpeln die Anzeichen einer Niereninsuffienz sein.
    Oder man kuriert an Symptomen einer Magen-Darm-Erkrankung und in Wirklichkeit handelt es sich um eine Spondylose im unteren Bereich der Wirbelsäle.

    Eine klare Diagnose muss immer im Vorfeld jeder Behandlung stehen. Und die Gewissheit, ob der Hund an Spondylose erkrankt ist oder nicht, kann Ihnen helfen, die notwendigen Vorsorgemassnahmen zu treffen, um Ihrem Boxer die akuten Stadien der Erkrankung zu ersparen.

    © Quelle: http://www.deutscher-boxer.de