Bea



Mitte Oktober 2005 übernahmen wir auf Bitten einer anderen TS-Organisation eine alte namenlose Boxer-Hündin.

Wir nannten sie Bea – ihr Alter war nicht mehr genau zu bestimmen. Auf jeden Fall war sie schon sehr alt und sehr krank, als sie zu uns kam.

Aber nicht nur die Altersgebrechen, sondern die epileptischen Anfälle, die trotz mehrfacher tierärztlicher Untersuchungen und entsprechender Medikamente immer wieder auftraten, kosteten viel Kraft und zerstörten immer mehr ihre Gehirnzellen, sodass sie oft über Stunden abwesend war und immer länger brauchte, um sich von den Anfällen zu erholen.

Trotz unserer intensiven Bemühungen fanden wir keinen mitfühlenden Menschen, der bereit war, diese alte und zugleich sehr kranke Hündin aufzunehmen und ihr eine würdige letzte Zeit zu bereiten!

Wir gaben ihr unser größtes und schönstes Hundezimmer mit einem bequemen Sofa mit vielen Kuscheldecken und Kissen. Nur eine Familie konnten wir trotz aller Fürsorge nicht ersetzen.

Da fand sich die Familie von Herrn Bergmann und nahm Bea - ohne wenn und aber - am 7.11.05 zu sich nach Hause.

Da Herr Bergmann einen Gartenbaubetrieb hat, war Bea zusammen mit seinen beiden anderen Hunden stets dabei und sie genoss das Familienleben, soweit ihr das möglich war. Auf kleine positive Phasen folgten wieder deprimierende Krankheitsschübe. In diesen wenigen Wochen kamen weit über € 1.000 an Tierarzt- und Klinikkosten zusammen. Ein hoher Betrag, der Herrn Bergmann finanziell nicht leicht gefallen ist. Ungeachtet der Kosten war es für die Familie wichtiger, alles nur mögliche zu versuchen, um Bea zu helfen, um sie noch möglichst lange bei sich haben zu können. Wir alle wussten jedoch, dass ihre Lebensuhr bald abgelaufen sein würde.

Herrn Bergmann und seiner Familie möchten wir ganz, ganz herzlich danken, dass er als Einziger aus dem grossen Kreis der Boxerfreunde nicht nur verbal Mitleid mit der armen Bea hatte, sondern Bea aufgenommen hat und bereit war, mit einer alten und sehr kranken Hündin den schweren letzten Weg gemeinsam zu gehen und ihr bis dahin all die Liebe und Zuwendung zu geben, die sie bisher wohl kaum erhalten hatte. Dies verdient sehr viel Hochachtung und Respekt!

Vorstand
Boxer Nothilfe
Deutschland e.V.

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Wir haben bis zuletzt alles versucht, ihr zu helfen und es macht mich total wütend, dass wir so hilflos waren. Es ging ihr ja von Anfang an nicht gut und manchmal hatten wir das Gefühl, dass sie direkt durch uns hindurchsieht und sie uns gar nicht wahrnimmt.

Vermutlich hatte sie wohl einen Tumor im Kopf und das erklärt wohl auch so manches. Am Ende war es so, dass sie ständig umgefallen ist und sie überhaupt kein Gleichgewicht mehr hatte. Wir haben sie dann noch einmal in die Klinik gebracht. Dort wurde ein EKG gemacht und eine Ultraschalluntersuchung ihres Herzens.

Schon da war es eigentlich eine schlimme Quälerei für sie. Aber es wollte mir einfach nicht in den Kopf, dass ein organisch gesunder Hund, der auch noch so schön Gewicht zugelegt hatte, so krank ist, dass man ihm nicht mehr helfen kann.

Der Arzt hat sie an einen Tropf gelegt und wollte sie eigentlich über Nacht dort behalten. Abends rief er dann an und war ganz froh und teilte uns mit, dass es Bea wesentlich besser ginge und das wir sie abholen könnten. Als wir dann da waren ist mir allerdings gleich aufgefallen, dass sie immer noch wackelig auf den Beinen war. Zu Hause ist sie dann wieder ein paar mal umgefallen und mir schwante schon was.

Wir hatten es uns zur Regel gemacht, dass einer von uns nachts immer aufsteht und mal nach ihr sieht. In dieser Nacht war ich gegen 2.30 Uhr noch bei ihr und da hab ich schon gesehen, dass es nicht mehr lange dauern würde. Sie hat einfach nur noch geschlafen und zum Glück hat sie sich nicht gequält indem sie Schmerzen hatte. Ich hab sie dann ganz warm eingemummelt und eine Weile bei ihr gesessen. Morgens lag sie dann tot in ihrem Bettchen.

Ich kann Ihnen sagen, dass ich keine Ahnung hatte, wie wir uns in so kurzer Zeit in Bea verliebt haben. Sogar mein Lebenspartner, der anfangs nicht so ganz begeistert von einem dritten Hund war, war komplett von der Rolle. Es fällt mir immer noch schwer darüber zu reden oder zu schreiben.

Na ja, jedenfalls hatte sie wohl keine Schmerzen und es trösted uns letztendlich, dass sie ihre letzten Tage in einer sie liebenden Umgebung verbringen konnte und nicht in irgendeinem dunklen Verschlag.

Wir hatten uns das ganze ein wenig anders vorgestellt - aber wie gesagt, es trösted ein wenig, dass wir eine so wunderbare Hündin würdevoll an ihr Lebensende begleiten konnten.

Walter Bergmann



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