Dolly



04.08.2008



Danke, liebe Dolly!

Dies ist die Geschichte einer wunderbaren Hündin, die unser Leben 30 Monate lang bereicherte.

Am 10. Juli 2005 sahen wir Dolores zum ersten Mal im Internet und wussten, "das wird unser 6. Boxer".

Nachdem wir die Überprüfung durch die BNH positiv überstanden hatten, brachen wir am 1.8. nach Henstedt-Ulzburg auf, um sie von Fam. Norton abzuholen.

Wir freuten uns darauf, einer 9-jährigen Boxerhündin wieder ein Zuhause zu geben, denn gerade alte Hunde haben es oft schwer in der Vermittlung.

Herein kam ein Wirbelwind, man konnte die 9 Jahre nicht glauben, mehr als ihr Alter und ein einzelner Mann als Vorbesitzer waren nicht zu erfahren, es gab auch keinen Impfpass. Die lange Heimfahrt nach Aschaffenburg verbrachte Dolly, wie von jetzt an ihr Kosename hieß, schlafend neben meiner Frau im Auto. Hier stieg sie aus, kam ins Haus und sagte: "Hier gefällt es mir", schnupperte alles ab, fraß ihre erste Mahlzeit und eroberte ihre gut gepolsterte Schlafkiste.

In den nächsten Tagen gratulierten Nachbarn und Freunde: "Endlich habt Ihr wieder einen Boxer", und jeder wurde von Dolly lieb begrüßt, und keiner wollte glauben, daß sie schon 9 Jahre alt war.

Natürlich wurde der am Ende unserer Straße beginnende Spessart-Wald ab sofort für die täglichen Spaziergänge genutzt, da gab es tolle Gerüche, und täglich konnte eine neue Route gewählt werden. Morgens ging es mit dem "Vater" durch den Wald, nachmittags mit der "Mutter" über die Wiesen, vom 3. Tag an ohne Leine. (Wir finden "Herrchen" und "Frauchen" saublöd, und unsere Tochter hat als Schulkind mit dem damaligen Boxer von Vater und Mutter gesprochen, dabei ist es geblieben.) Wir wollten eigentlich dem alten Hund vor allem ein schönes Leben bereiten, doch Dolly hat unser Leben vom ersten Tag an bereichert.

Dieses Tier kannte nur Liebe und die wurde an alle Menschen und Tiere im Übermaß verteilt.

Einen heimtückischen Überfall einer hinterlistigen Katze überstand sie mit tierärztlicher Hilfe, dann ging es zum ersten Urlaub nach Bornholm. Auto fahren, Fährschiff, kein Problem, die Hauptsache, wir waren als Meute vereint. Gegessen hat Dolly sehr gern, doch was hat ein Hund auch wichtigeres zu denken? 12 Uhr und 13 Uhr brauchte man nicht nachschauen, da stand Dolly vor oder in der Küche, das waren ihre Zeiten. Mittags gab es zusätzlich gekochte und zerdrückte Kartoffeln mit Mohrrüben, wenn sie zwischendurch Hunger hatte, wurde etwas von den Zwischenmahlzeiten weggenommen, und alle waren zufrieden und Dolly wurde nicht zu dick. Gern spielte sie mit Bällen, trug mit uns Kaminholz zusammen und tobte am liebsten mit jüngeren Hunden, keiner war schneller als sie.

Ein paar Beispiele für ihren tollen Charakter:
im März 2006 waren wir im Urlaub auf der Insel Föhr, in der Nachbarschaft wohnte eine gehbehinderte Frau, die einen 12-jährigen Husky übernommen hatte, weil er "nur noch ein paar Monate zu leben hätte". Täglich fuhr sie mit dem Hund einige Kilometer, damit dieser sich etwas langsam bewegen konnte. Wir nahmen den Husky mit an der Strand, und Dolly brachte ihn dazu, wieder mit ihr zu tollen, wenn auch nicht zu lange. Der Husky war damals 14 Jahre alt!

Eine liebe Bekannte, mit der wir 35 Jahre lang gegenseitig die Hunde betreut hatten, wenn wir sie einmal nicht mitnehmen konnten, hatte vor 5 Jahren ihren letzten Hund verloren, mit ihrem Mann entschied sie, keinen Hund mehr anzuschaffen. Vor zwei Jahren starb der Mann nach langer Leidenszeit. Als wir einmal dringend weg mußten, nahm sie Dolly noch einmal in Pflege. Bei unserer Rückkehr sagte sie: "Wenn Ihnen etwas zugestoßen wäre, hätte ich die Dolly behalten, dieser Hund ist einmalig."

Wegen einer schweren Operation 2007 mit Komplikationen mussten wir Dolly noch einmal zu einer Boxerfamilie in Pflege geben, mit ihnen betreuen wir jetzt gegenseitig die Hunde. Nach meiner Rückkehr sagte die Betreuerin: "Die Dolly hat dem Bill das Fressen gelehrt. Nun leckt er auch seine Schüssel aus."

Und nun "Laura": Jeden Sonntag trafen wir beim Spazierengehen Frau K. aus Aschaffenburg mit ihrer Retriever-ähnlichen Hündin, die an der Leine lief, während Dolly immer ohne Leine laufen durfte. Das wunderbare Verhalten von Dolly und meine Parole: "Einmal Boxer - immer Boxer" trug Früchte, denn nach dem plötzlichen Tod ihrer Hündin holten sie die "Aura", die jetzt "Laura" heißt.






Nun hat ein furchtbarer Tumor unsere Meute um die geliebte Dolly beraubt, nachdem alle Hilfsversuche vergeblich waren, wurde sie am 13. Februar von ihrem Leiden erlöst.

Wir sind nur traurig.
Danke, daß es Dich gab, geliebte Dolly!

Erika und Werner Richter

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