Jerry



Jerry
09.05.10














































































































































09.05.10
Was Jerry erlebt hat, können wir nur vermuten. Jedenfalls muss es so schlimm gewesen sein, dass er das Vertrauen in den Menschen verloren hat. Jerry ist ein Fundhund, aber er wurde nicht irgendwo aufgefunden, er musste eingefangen werden.

Wir bangten tagelang, ob es wohl möglich sein wird, ihn einzufangen. Denn wir wussten, Jerry hat eine Verletzung am Hals, sein Fell war blutverschmiert und er brauchte dringend Hilfe.

Schließlich ist es einem Tierarzt gelungen, Jerry mit einem Gewehr zu betäuben. Es war die einzige Möglichkeit, der Junge war nur auf der Flucht. Zu großs war seine Angst, dass ihm wieder durch Menschen Leid zugefügt wird.

An dieser Stelle ein Dank an die Mitarbeiter des Tierheimes und den Tierarzt der dies wagte.




Jerry hatte ein hauchdünnes Band um den Hals. Warum, wieso und weshalb wissen wir nicht. Dieses Band hatte sich ca. 2 cm tief in die Wunde eingeschnitten.

Ein Wunder, dass er überhaupt so lange überlebte. Wäre er nicht an einer Infektion elendig verendet, hätte diese Band ihn vermutlich irgendwann langsam stranguliert.

Mittlerweile sind seine Wunden am Hals am heilen, es bleiben allerdings sehr große Narben zurück, auf seiner Seele vermutlich auch.

Wir haben Jerry auf einer liebevollen Pflegestelle untergebracht. Dort wird alles für ihn getan, um ihn auf sein neues Leben - ohne Schmerzen und Ängste - vorzubereiten.

Die ersten Stunden auf der Pflegestelle waren für Jerry Stress pur. Er war Menschen ausgeliefert, ohne eine Fluchtmöglichkeit nach draußen. Jerry hat sich nur verkrochen, ganz klein gemacht und bloß keinen Blickkontakt zu Menschen gesucht, damit diese nicht auf ihn aufmerksam werden.

Mittlerweile hat er aber gemerkt, dass ihm dort nichts passiert, zumindest kann er jetzt schon entspannt schlafen. Er möchte nicht gestreichelt werden, er kennt Hände wahrscheinlich nur zum schlagen und quälen.

Jeder neue Tag bringt Jerry einen Millimeter weiter. Vielleicht gelingt es uns, dass er irgendwann wieder Vertrauen zu Menschen findet. Erst dann kann der kleine Boxermann in die Vermittlung gehen.















28.05.10
Sein Pflegefrauchen Elke schreibt uns:

"3 Wochen ist der kleine Boxerbub jetzt hier auf der Pflegestelle. Ganz langsam gewöhnt er sich an die Gegenwart von Menschen. Er ist immer noch sehr schreckhaft und bei hastigen Bewegungen auf der Flucht, aber das extrem panische Verhalten hat der Kleine schon weitgehend abgelegt. Manch einer mag denken, 3 Wochen sind eine lange Zeit und der Kleine müsste sich inzwischen eingelebt und Vertrauen gewonnen haben. Bei einem normalen Hund wäre es auch so, nicht aber bei einem stark traumatisierten. Leider kann ich ihm nicht sagen, dass die Horrorzeit vorbei ist. Er muss selbst die Erfahrung machen und das dauert...

Das heißt nicht, dass er überhaupt noch keine Fortschritte gemacht hat, im Gegenteil, er hat im Vergleich zum ersten Tag riesige Fortschritte gemacht.

Am Anfang durfte ich mich nur in Zeitlupe schwebend und geräuscharm im Haus bewegen, damit er nicht jedes Mal voller Angst aufsprang und in irgendeine Ecke rannte. Das ist vorbei. Er hat sich an die täglichen Bewegungsabläufe gewöhnt. Er beobachtet zwar ganz genau was passiert, bleibt aber ruhig liegen, selbst dann, wenn ich dicht an seinem Platz vorbeigehe. Ein kleiner Fortschritt!

Wenn Besuch (=höchste Gefahr) kam, verkroch er sich schnell in eine Ecke und schaute ängstlich mit einem Blick, der sagte: "Bitte tut mir nichts!". Inzwischen geht er auf die Menschen zu - vorausgesetzt sie ignorieren ihn-, schnuppert kurz und verzieht sich wieder ruhig auf seinen Platz und beobachtet alles. Wieder ein kleiner Fortschritt!

Sein Futter hat er von Anfang an aus einem Napf in meiner Hand bekommen (damit er sich an Menschen und deren Hände gewöhnt). Er stand mit langem Hals davor, schnappte sich einen Bissen, ging einen Schritt zurück und schaute sich ängstlich um. Inzwischen hat er gelernt, dass er in Ruhe fressen kann, dass ihn keiner verjagt und keiner ihm das Fressen streitig macht. Er kommt nun schon auf mich zu, nimmt Leckerlis aus der Hand und leckt die Hand ab. Noch ein kleiner Fortschritt!

Im Haus bewegt sich Jerry schon recht gelassen und sicher. Er liegt entspannt auf dem Teppich und knabbert an seinen Kauknochen oder an Spielzeug. Für einen "normalen" Hund ist das selbstverständlich, nicht aber für einen, der immer auf der Flucht war und soviel Grausames erlebt hat. Wieder ein Fortschritt!

Der Garten ist für ihn tagsüber immer noch unsicheres Terrain. Seine Geschäftchen erledigt er inzwischen in Ruhe und rennt nicht wie in der ersten Tagen wie ein Gejagter schnell wieder ins Haus zurück. Er schnuppert zwar hier und da und fängt an alle Ecken zu erkunden. Sind aber menschliche Stimmern aus der Nachbarschaft zu hören, verschwindet er sofort ins Haus. Bei Dunkelheit aber hat er jetzt schon zweimal kräftig gebellt (Ich dachte bisher, das kann er gar nicht). Ist ein anderer Vierbeiner mit ihm im Garten, vergisst er seine Scheu. Schon wieder ein kleiner Fortschritt!

Am allerschönsten ist es aber zu sehen, dass der Jerry langsam anfängt zu spielen. Er räumt den Korb mit Stofftieren aus, bringt sie ins Wohnzimmer und wirbelt sie durch die Luft. Bälle bedeuteten für ihn bisher große Gefahr. Jetzt läuft er ihnen schon nach und bearbeitet sie. Er möchte eigentlich noch mehr spielen, aber so richtig traut er sich noch nicht. Kommt aber noch! Das Spielen ist ein erstes Zeichen von langsam wieder erlangter Lebensfreude! Das ist ein riesiger Fortschritt!

Er lässt es jetzt auch schon zu, dass ich seinen Hals berühren kann, während er seinen Lieblingsnachtisch -Sahnequark- verspeist. Ansonsten hat er vor Berührungen noch große Angst. Ich würde ihn so gerne mal streicheln. Dem Kerlchen muss Schreckliches widerfahren sein! Auch ein kleiner Fortschritt!

Obwohl der kleine Boxerbub schon so viele Fortschritte gemacht hat, sitzt die Angst vor Menschen noch tief in seinem Innern. Er darf nie das Gefühl haben, bedrängt zu werden, sei es durch ausgestreckte Hände oder schnelles "Aufihnzugehen". Dann ergreift er nach wie vor die Flucht. Was müssen Menschen ihm nur angetan haben!?

Ich wünschte, ich könnte ihn mal richtig knuddeln und ihm sagen, dass er jetzt ohne Angst und Furcht leben kann! Irgendwann wird er merken, dass Hände nicht gefährlich sind, sondern angenehm streicheln können. Irgendwann wird auch er merken, dass es Menschen gibt, denen er vertrauen kann.

Es ist zwar noch ein weiter Weg mit vielen kleinen Schritten, aber wir werden den Weg gehen!

30.05.2010
Seit heute hat sich Jerry plötzlich wesentlich verändert. Er ist so sichtbar entspannt und locker. Jedenfalls rennt er bei Helligkeit im Garten einem Quietschball nach, vor dem er sich bisher gefürchtet hat, wirft ihn in die Luft und fängt ihn wieder, als hätte er bisher nichts anderes gemacht. Dann rennt er etliche Runden vom Wohnzimmer in den Garten und wieder zurück, holt sich zwischendurch ein Stofftier und jagt damit durch den Garten. Gegen Abend bellt er ganz schön energisch in Richtung Nachbargarten. Der kleine Angsthase ist gar nicht wieder zu erkennen.

Ob der kleine Nachbar Jack Roussel daran beteiligt ist? Vielleicht hat er ihm erzählt, dass er schon eine großer Boxerbub ist und sich vor keinem mehr fürchten muss?

Es ist jedenfalls schön, diese erwachende Lebensfreude zu sehen!"


12.06.2010
Die Lebensfreude bei Jerry ist wirklich anhaltend erwacht. Besonders abends. Er begreift es jetzt anscheinend selbst erst richtig, wie viel Power er in sich hat und dass er es ausleben kann. Wenn er seine Runden dreht, liegt kein Teppich mehr da, wo er hingehört. Kriegt er die Kurve, auf Grund seiner Geschwindigkeit vor einem Blumentopf nicht mehr, macht er einen 3-m-Sprung darüber und rast weiter. Es ist sooo schön, ihm zuzuschauen.

Jerry findet es seit ein paar Tagen ganz toll, die Treppe hoch und herunter zu rennen. Das erste Mal ging er mit langen Beinen und langem Hals ganz ganz staksig herauf und kam nicht mehr herunter. Als er es dann aber doch geschafft hat, wiederholte er es ein paar Mal hintereinander und fand es ganz toll. Inzwischen ist es zur Selbstverständlichkeit geworden.

Das Allerschönste ist passiert. Das Wunder ist geschehen: Jerry lässt sich jetzt anfassen. Ich wollte es zuerst nicht glauben, als ich mich ihm mal wieder vorsichtig näherte. Er blieb liegen und schaute mich an, als wollte er sagen: "jetzt streichel mich doch endlich". Ich traute mich kaum und berührte ihn nur ganz leicht am Nacken, weil ich glaubte, er springt gleich wieder weg. Aber nein, er blieb und ich hatte das Gefühl, ihm tat es gut. Jetzt kamen mir die Tränen vor lauter Freude. Er vertraut wieder einem Menschen. Er lässt sich berühren. Er hat es geschafft!

Aus der Berührung ist nach und nach ein Streicheln am ganzen Körper geworden. Inzwischen kann ich ihn, was ich mir so sehr gewünscht habe, so richtig knuddeln, einfach nur knuddeln... Jerry ist schon soweit, dass er sich sogar auf den Rücken legt und sich den Bauch streicheln lässt. Das ist ein 100 %iger Vertrauensbeweis. Wenn man bedenkt, was er noch vor ein paar Wochen durchgemacht hat! Es ist einfach wunderbar!

Allerdings verhält Jerry sich so ausgelassen und entspannt nur, wenn ich mit ihm allein bin. Sind fremde Menschen anwesend, ist er nicht nur ihnen gegenüber sehr skeptisch und misstrauisch, sondern er verhält sich auch mir gegenüber anders. Mehrere Menschen zusammen erwecken in ihm wahrscheinlich böse Erinnerungen. Die anfangs extreme Ängstlichkeit hat er aber schon abgelegt.

So wie Jerry das alles bisher geschafft hat, schafft er auch den nächsten Schritt, nämlich Halsband anlegen lassen mit Leine. Halsband geht natürlich nicht, sondern ein Geschirr, das nicht seine Narben berührt. Neugierig ist er schon, er beschnuppert das Geschirr, nur wenn ich es ihm umlegen will - er spürt es instinktiv -, sucht er das Weite. Bei ihm müssen Halsband und Leine schreckliche Erinnerungen hervorrufen. In den ersten Tagen ist er ja ganz weit weg gesprungen, wenn ich die Leine nur in der Hand hatte. Inzwischen findet er es ganz lustig, am anderen Ende zu ziehen und der Gewinner zu sein.

Jerry ist auf dem besten Weg, sich zu einem richtigen lausbubenhaften Boxerbub zu entwickeln. Die Menschen, die ihm diese Leiden zugefügt haben, haben es trotzdem nicht geschafft, ihm seine in ihm steckende Lebensfreude zu nehmen. Sie musste nur wieder geweckt werden.

Es zeigt sich wieder einmal, dass es sich lohnt Zeit, Geduld, Liebe und Verständnis aufzubringen. Man wird um ein Vielfaches dafür belohnt!







10.07.2010
Inzwischen ist eine junge Boxerhündin bei uns eingezogen. Jerry und Bonny haben sich gesucht und gefunden. Die Beiden haben sich sofort verstanden und sind ein Herz und eine Seele. Da Jerry bisher nur mich als ständigen Spielkameraden hatte und ab und zu mal den kleinen Jack Roussel, hat er jetzt eine ihm ebenbürtige Trainingspartnerin gefunden. Der Boxerbub blüht richtig auf. Sie jagen sich gegenseitig die Bälle ab, zwischendurch wird dann zusammen "geboxt" und anschließend geht die Jagd weiter, bis sie wirklich beide erschöpft im Gras liegen. So kann ein Mensch gar nicht mit einem Hund spielen.

In den letzten 4 Wochen ist nicht allzu viel Aufregendes passiert, aber viel wichtiger ist, sein Selbstbewusstsein ist stärker geworden, er ist wesentlich entspannter, er fühlt sich überall im Haus und Garten sehr sicher. Das Vertrauen zu mir ist intensiver geworden, er lässt sich in allen Lagen knuddeln, er lässt sich die Ohren reinigen (war bisher ja nicht möglich), er lässt sich hochheben und er leckt mir die Arme, was ich als besondere Zuneigung ansehe.

Zu nett ist es, den Boxerbub morgens zu beobachten. Jerry ist Frühaufsteher (6 Uhr); Bonny schläft lieber ein bisschen länger (ich auch). Er schleicht sich leise an und stuppst Bonny vorsichtig. Sie denkt, "bleib ganz ruhig liegen, dann lässt er mich in Ruhe". So ist es auch. Dann stuppst er mich an, in der Hoffnung, dass wenigstens ich mit ihm spiele, aber ich stelle mich auch schlafend. Mit einem Gesichtsausdruck "was seid ihr langweilig" legt er sich zu Bonny und wartet sehnlichst, dass sie sich bewegt... Das ist dann für ihn der Startschuss und die "Post geht ab". Ist der Anfall bei ihm vorbei und er alle endlich aufgeweckt hat, legt der Bub sich wieder hin und schläft noch eine Runde.

Jerry orientiert sich total an der Hündin. Ich habe die Hoffnung, dass es ihm leichter fällt, an der Leine zu gehen, wenn Bonny es ihm vormacht. Er würde ja so gerne mit "Gassi gehen", aber Geschirr und Leine zusammen sind immer noch fürchterlich gefährlich. Wir spielen zwar ständig mit dem Geschirr, es lässt es auch zu, dass es locker über seinem Hals liegt, aber sobald er das Gefühl hat, dass ich es ihm festmachen will, flüchtet er. Es ist einfach noch zu früh dafür!

Wenn man Jerry hier im Haus und Garten erlebt, kommt gar nicht auf die Idee, dass er immer noch starkes Misstrauen gegenüber anderen Personen hat.

Einmal war er aber auch schon ganz mutig. Von einem Bekannten, den Jerry 3 mal gesehen bzw. gerochen hat, hat er mit langem Hals Käsestückchen aus der Hand genommen. Man sah ihm an, wie viel Überwindung ihn das kostete, aber er hat sich getraut und vor allem die Erfahrung gemacht, dass nichts Schlimmes passiert ist. Wenn er sich einmal getraut hat, wird er sich auch noch öfter trauen. Jedenfalls entwickelt er sich wesentlich schneller zu einem ganz normalen Boxerjungen als ich je zu träumen gewagt habe.

12. 07.2010
Der heutige Tag ist ein großer Meilenstein in Jerrys Leben und auch in meinem.
Mit etwas List habe ich ihm sein Geschirr angelegt - ohne ihn zu ängstigen. Es hat zwar ca. 2 Stunden gedauert, aber er hatte es an. Danach war erst mal wieder Spiel und Entspannung angesagt, denn etwas komisch war es ihm schon.

Mein Bestreben war es, mit ihm wenigstens mal aus dem Gartentor bis zur Garage und auch auf die andere Straßenseite zu gehen. Mit einer normalen Leine konnte ich ihm nicht kommen. Wenn er diese nur sah, flüchtete er schon. Also habe ich es mit einem Rolladengurt, an dem vorne ein Karabinerhaken befestigt war, während des Spielens versucht und es hat geklappt. Bonny zog von der einen Seite, er zog von der anderen und ich hielt die Leine auch noch fest in der Hand. Spielerisch sind wir so durch's Gartentor marschiert, ohne dass Jerry es richtig merkte. Plötzlich schnupperte er fremde Gerüche, die aber so interessant waren, dass er seine Angst für kurze Zeit vergaß. Dann tauchte ein Zweibeiner auf und die Panik überkam ihn. Wir sind schnell wieder in den "sicheren Bereich" gegangen und es war wieder alles gut. Jerry hat jedenfalls die Erfahrung gemacht, dass nichts Schlimmes passiert ist mit Geschirr und Leine.

Das war das erste Schritt zum "Gassi gehen" und ich bin sicher, der nächste Schritt kommt bestimmt.

19.07.2010
Ja, so einfach ließ sich Jerry jetzt nicht mehr überlisten. Bedingt durch seine Vergangenheit, ist er immer noch sehr misstrauisch und weicht allem, was "gefährlich" sein könnte, geschickt aus. Trotzdem hat es unerwartet nach 5 Tagen geklappt. Er hatte das Geschirr wieder an mit Rolladengurt. Jetzt musste ich ihn "nur" dazu bringen, ins Auto zu springen. Ich wollte nämlich zunächst mal in einer menschenleeren Gegend mit ihm "Gassi gehen". Bonny musste als Zugpferd dienen. Sie saß schon im Auto und er sprang zu meiner großen Verwunderung ohne zu Zögern hinein. Klasse!

Bonny war ihm beim "Gassi" gehen eine große Hilfe. Er sprang ihr aus dem Auto nach und ging dorthin, wo sie war, schnupperte an den gleichen Stellen und schaute sich interessiert um. Es freute mich so für Jerry, dass er sich überwunden hatte. Obwohl er sehr angespannt war, hatte ich doch das Gefühl, dass er den Spaziergang toll fand. Bei dem kleinen Spaziergang musste ich immer daran denken, was das arme Kerlchen wohl alles mitgemacht haben musste. Jetzt erlebte er, dass ihm nichts Schlimmes passiert.

Ich hatte Glückstränen in den Augen!

25.07.10
Offensichtlich hat sich Jerry gedacht, dass es besser ist, sich das Geschirr anlegen zu lassen und mit Bonny "Gassi" zu gehen als alleine zu Hause sitzen zu müssen. (man weiß ja nicht, was so in einem Boxerkopf vorgeht). Er zieht zwar immer noch eine Schau ab, bis das Geschirr angelegt ist, aber wir sind inzwischen jeden Tag mindestens einmal für längere Zeit draußen gewesen, sind Reitern begegnet (war nicht ganz so schlimm), Jogger kamen uns entgegen (waren sehr gefährlich), Nordic Walker aber waren das Schrecklichste für ihn. Wichtig aber ist für Jerry, dass er erfährt, dass die Zweibeiner harmlos sind, dass ihm nichts passiert und er immer wieder sicher zurück nach Hause kommt.

Ich bin überglücklich, dass der Bub es in so kurzer Zeit geschafft hat, seine Ängste zu überwinden und zu mir schon mal so viel Vertrauen aufgebaut hat, dass wir allen "Gefahren" gegenübertreten können. Wenn er weiterhin solche Fortschritte macht, kann er bald ohne Stress lange schöne Spaziergänge machen, in der Hundeschule an lustigen Kursen teilnehmen und ein ganz normales Boxerleben führen. Er hat es wirklich verdient, er ist ein ganz liebenswürdiger Boxerjunge. Bonny ist an seiner Entwicklung mit Sicherheit in großem Maße beteiligt und wird auch weiterhin für ihn ihn eine Stütze sein.

In ungefähr einem halbem Jahr wird niemand mehr merken, was für Ängste in ihm steckten und was er durchgemacht hat, nur die große Narbe am Hals kann seine Horrorgeschichte erzählen.

03.10.2010
Einige Wochen sind inzwischen wieder vergangen, seit Jerry seine ersten "Gassirunden" gewagt hat.

Obwohl er anfangs stark unter Spannung stand, hat ihm das "Zeitunglesen" anscheinend so gut gefallen, dass er jetzt am liebsten den ganzen Tag "Gassi gehen" will. Nach Möglickeit natürlich dort, wo ihm kein Zweibeiner begegnet, aber er muss sich ja irgendwann mal daran gewöhnen, dass es auch Menschen gibt, vor denen er keine Angst zu haben braucht.

Seit einiger Zeit kann er auch frei ohne die lästige Leine laufen. Er genießt es, mal so richtig "Gas geben" zu können. Die Freude steht ihm im Gesicht geschrieben, wenn er seine großen Runden in einer Affengeschwindigkeit dreht.

Ganz aufregend findet er es natürlich, wenn er mit anderen Hunden spielen kann; egal ob Hündin oder Rüde, er ist zu allen lieb. Nur den Zweibeinern gegenüber hat er nach wie vor Misstrauen. Es muss ihm schon einiges angetan worden sein, dass es immer noch so tief sitzt. Aber die anfängliche Panik hat er glücklicherweise schon abgelegt.

Keiner, der ihn anfangs gesehen hat, (ein starres Bündel Angst), hätte es für möglich gehalten, dass Jerry in so kurzer Zeit die qualvollen Ängste abgelegt hat und sich schon fast wie ein "normaler" Vierbeiner verhält. Es liegt sicher daran, dass er noch sehr jung und nicht von Natur aus ängstlich ist. Natürlich hat ihm auch die wilde Hummel Bonny dabei geholfen.

Zum Abschluss kann ich nur sagen, dass es einem ein gutes Gefühl und eine innere Zufriedenheit gibt, an einigen geschundenen Lebewesen wieder gut machen zu können, was andere Menschen ihnen angetan haben.

Ich danke allen für die herzliche Anteilnahme an Jerry's Entwicklung und kann Euch jetzt voller Freude sagen:

Das "Sorgenkind" Jerry gibt es ab jetzt nicht mehr, dafür einen fröhlichen Boxerbub Jerry!








Vera Dengel Kontakt: Vera Dengel
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