Lumy


12.06.2010


Unsere Schneeprinzessin Nun ist sie schon seit 6 Monaten bei uns und erst im Laufe der Zeit konnten wir feststellen, wie lange es dauert bis ein Hund, der innerhalb von ca. 4 Wochen dreimal die Stelle gewechselt hat und dann auch noch kurze Zeit, nachdem wir sie bekommen haben, operiert werden musste, endlich wirklich angekommen ist.

Lumy ist nicht mehr der Hund, den wir am 10.12.2009 bei der Familie Stockhausen abgeholt haben. Sie wird jeden Tag ein bisschen mehr Boxer.

Als wir sie geholt haben, war sie sehr schüchtern, hat "keine Zeitung gelesen", also draußen schnell ihr Geschäft erledigen und dann nach Hause. Unsere Wohnung hat sie allerdings vom ersten Tag an als sichere Obhut angenommen (sehr wahrscheinlich, weil es da ja auch überall nach Hund roch). Bei Spaziergängen ohne Leine hat sie sich nie weiter weg als 4 Meter entfernt und hat heute noch Angst, dass wir auf einmal weg sind.

Sie hat uns mit Ihrer liebevollen behutsamen Art (kenn ich von Boxern gar nicht, unsere Kara war bei Zerrspielen wirklich heftig, da wurde geschüttelt, bis einem fast der Arm abfiel), vor allem mich, fest im Griff. Sie war schon mit uns beiden jeweils im Büro, da sind die Kollegen (bis auf einen, aber der mag gar keine Hunde) alle hin und weg. Häufig fragen mich die Leute, um welche Rasse es sich handelt. Wenn ich Ihnen dann erkläre, dass es sich um einen weißen Boxer handelt, sind die baff erstaunt und sagen, die sind aber selten. Aber jetzt lasse ich Lumy lieber selbst über Ihre erste Zeit bei uns berichten:

"Als ich von meinem Herrchen und Frauchen abgeholt worden bin, wusste ich ja nicht wie anstrengend die ganze Geschichte mit der Menschenerziehung werden wird. Erst einmal sind wir ja schon sehr lange Auto gefahren (wir haben auf der Autobahn im Stau gestanden) und dann hab ich denen schon mal gezeigt, was ich von dunkelgekleideten Männern halte, die auch noch so komisch reden und riechen (es waren wohl Ausländer an der Autobahnraststätte). Ich hab die mal ordentlich angeknurrt, als ich mit Frauchen vor der Raststätte stand und auf Herrchen gewartet habe, der mal das Bein heben musste. Menschen machen das ja selten am Baum, sondern gehen immer in so komisch riechende, meistens weiß gekachelte Räume.

Als wir endlich zu Hause angekommen sind (damals wusste ich ja noch nicht, dass das mal mein Zuhause wird), haben wir erst einmal ein Ründchen gedreht (ich wollte nämlich kein Pipi in dem weißgekachelten Raum machen) und dann sind wir in meine Wohnung gegangen. Ich durfte erst einmal überall schnüffeln gehen, habe dann etwas zu essen bekommen und Frauchen hat mir mein Bett (ist ne Kudde) im Wohnzimmer gezeigt. Alles roch noch stark nach anderen Vierbeinern, die ich aber in der Wohnung nicht finden konnte. Frauchen hat mir dann erklärt, dass meine beiden Vorgänger im Oktober gestorben sind (Kara, ein Boxer wie ich, aber leider in Fehlfarbe "hirschrot" und Nelly, ein Schnaubri = Schnauzerbriardmischling). Frauchen war sehr traurig, als sie mir das erzählt hat, ich habe ihr aber gleich mit vielen Boxerküssen klargemacht, dass sie jetzt eine würdige Nachfolgerin hat. Da ich sehr müde war, habe ich erst einmal in den ersten Tagen sehr viel geschlafen und habe es nebenbei ganz einfach geschafft, aufs Sofa und ins Bett zu kommen. Bei Gesprächen zwischen den beiden habe ich mitbekommen, dass "der Hund" in seinem Körbchen liegen soll, nicht aufs Sofa und auf keinen Fall ins Bett darf. Was soll ich sagen, ich liege immer bei einem der Beiden auf dem Sofa (sobald ich eines der Sofas ansteuere, nimmt der Betreffende auch schnell die Beine zur Seite, damit ich Platz habe). Ins Bett war etwas schwieriger, beim ersten Mal habe ich einfach gewartet, bis die beiden eingeschlafen sind und dann nix wie aufs Bett. Herrchen hat dann gesagt, dass ich in der letzten Zeit so viele Verluste verkraften musste, das ich das "im Bett schlafen" einfach für meinen Seelenfrieden brauche. Da das Bett aber nur 1,60 m breit ist, reicht der Platz nicht immer für uns drei. Da haben wir aber schnell eine Lösung gefunden, wenn es eng wird, geht Herrchen aufs Sofa. Nachdem ich ein kuscheliges Schlafzimmerbett für mich allein bekommen habe, schlafe ich schon ab und zu in meinem eigenen Bett. Die Option mit im Menschenbett zu schlafen, bleibt mir aber offen. Beim Fernsehen ist es sogar schon mal so gewesen, dass Frauchen in Kudde geschlafen hat und ich auf dem Sofa (Frauchen sagt, dass darf an für sich keiner wissen). Da könnt ihr sehen, dass ich die beiden schon ganz gut erzogen habe und das alles nur mit liebevoller Konsequenz.

Es hat sich so viel in meinem Leben geändert, dass ich das alles in einem Brief gar nicht schreiben kann, da könnte ja schon fast ein Buch draus werden. Da ich nach kurzer Eingewöhnungszeit scheinträchtig geworden bin, anschließend eine Gesäugeentzündung hatte, die schon chronisch wurde (die Gabe von Antibiotika und Hormonen hat geholfen, sobald die Tabletten aufgebraucht waren, war die Gesäugeentzündung wieder da), hatte der Tierarzt eine Kastration vorgeschlagen (wie gut, dass ich nicht wusste, was das bedeutet). An dem Montag vor Ostern hat mich Herrchen in die Tierklinik gebracht und dagelassen. Das war ganz schlimm für mich, aber nach kurzer Zeit und einem kleinen Pieks bin ich eingeschlafen und als ich wach geworden bin, haben mir der Bauch und meine Hinterpfote wehgetan (mit der Kastration ist auch gleichzeitig an der Hinterpfote ein eitriges Geschwür operiert worden). Dann kam auch schon Frauchen und hat mich abgeholt, wie froh ich da war, könnt Ihr Euch ja sicherlich vorstellen. Ich hatte schon die Befürchtung, dass die mich nicht wieder abholen. Am nächsten Tag waren die Schmerzen schon fast weg, denn ein "Boxer kennt keinen Schmerz". Jetzt bin ich froh, dass alles vorbei ist.

Was Frauchen und Herrchen aber von Anfang an ziemlich genervt hat, war mein Benehmen an der Leine anderen Artgenossen gegenüber. Da hab ich nämlich die dicke Wurst gemacht. Bellen, böse knurren, Zähne fletschen, in die Leine werfen, das ganze Programm eben, um den anderen klar zu machen, dass hier ein böser, weiße Boxer kommt, um jeden zu fressen. Zuerst haben die beiden versucht, dass mit Ignorieren und einfach weitergehen in den Griff zu bekommen. Da haben Sie aber die Rechnung ohne mich gemacht. Denen hab ich mal gezeigt, wie das mit dem Weitergehen klappt, wenn ich ihnen immer vor den Beinen rumtanze (gar nicht). Ablenken mit Leckerchen lass ich mich auch nicht und dann hab ich sogar einmal Frauchen in die Hand gekniffen, weil sie meinen Kopf auf die andere Seite drehen wollte. Dann hat Frauchen gesagt, da hilft nichts, der Hund muss in die Hundeschule. Gesagt, getan, jetzt fahren wir beide jeden Freitag nach Moers in die Hundeschule. Das ist wirklich super, eine ganz kleine Gruppe. Wir sind zu vier Hunden (ein Beagle, ein brauner Labrador Jungspund = 1 Jahr alt, 1 Mischlingsrüde 4 Jahre alt und meine Wenigkeit) und zwei Hundetrainerinnen. Auf dem Platz merkt man schon, dass Frauchen Hundeplatzerfahrung hat. Die Kommandos sind fast immer klar und verständlich. Außerdem arbeitet sie zusätzlich noch mit Handzeichen. Klappt mit uns beiden sehr gut, ihr werdet es ja bei dem Familientreffen sehen. Die Motzigkeit anderen Hunden gegenüber war aber nach dem ersten Tag Hundeschule noch sehr ausgeprägt, aber dann hat mir Frauchen bei einem Spaziergang an der Grube mal gezeigt, dass sie nicht den Molly mit sich machen lässt. Das muss ich Euch aber ganz genau schildern.

Auf unserem Spaziergang kam wieder ein Hund und ich hab mich mal direkt wieder richtig aufgebaut, um dem anderen schon von weitem klar zu machen, was ihn erwartet, wenn er näher kommt. Frauchen wollte das aber nicht zulassen und hat mich zwischen ihre Beine und dem Kommando "Sitz" geparkt. Da hab ich einfach mal versucht, mich aus dem Geschirr zu winden. Hat auch ganz gut geklappt, ich hatte das Geschirr nur noch am Bauch, als sich Frauchen auf mich schmeißt (Kommentar Frauchen: ich hatte Angst, dass sie sich auf den anderen Hund stürzt). Ich habe mich so erschrocken, dass mir der andere Hund egal war und ich mich schnell auf den Rücken gedreht habe, um ihr zu sagen, dass alles ok ist und ich nicht aufmüpfig bin. (Dieses Erlebnis hat sich bei Lumy so eingeprägt, dass ich inzwischen nur noch ihren dicken Boxerkopf in beide Hände nehmen und nein sagen muss. Sie knurrt und bellt nicht mehr und wir arbeiten weiter daran). Inzwischen versuche ich auch an der Leine mit einigen ausgesuchten Hunden zu spielen, am liebsten mit dem Jungspundlabbi aus der Hundeschule. Nach der Hundeschule gehe ich freitags immer noch mit einer Boxerhündin spazieren, die mir gegenüber ziemlich grantig ist, wird aber auch bei jedem Spaziergang besser.

Vor zwei Wochen wollte Frauchen eine Nachkontrolle auf dem Boxerplatz in Rheindalen-Wickrath machen (da gehen nämlich die neuen Futtergeber von Ben hin) und da war ich dabei. Jede Menge Boxer, das fand ich richtig klasse und habe mich gefreut, als Frauchen gefragt hat, ob wir bei der Gruppenarbeit mitmachen können. Für das erste Mal hat das schon ganz gut geklappt. Zum Schluss wird da immer ein Agility-Parcour durchlaufen und da hab ich mich richtig drauf gefreut. Da wundert Ihr Euch sicherlich, aber in der Hundeschule machen wir das auch bei jedem Mal. Inzwischen ist das auch alles kein Problem mehr, sogar der Tunnel jagt mir keine Angst mehr ein. Als wir dann durch den Slalom gelaufen sind, ist Frauchen auf dem Gras ausgerutscht und hat sich das Knie verdreht. Zuerst haben wir gedacht, es wäre ein Kreuzbandriss. Gott sei Dank ist es nur ein Bluterguss im Kniegelenk. Blöd ist natürlich, dass wir jetzt erst einmal eine Pause mit Hundeplatz machen müssen. Dafür übt Herrchen jeden Tag mit mir und so wie ich es höre, sind beide sehr zufrieden mit mir.

Frauchen hat sogar einmal gesagt, dass ich sehr intelligent bin und schnell lerne. Ich geb mir da aber auch wirklich Mühe. Frauchen hat sich sehr gefreut, dass ich jetzt auch zuhause aufpasse und belle, wenn es an der Tür klingelt oder wenn ich etwas Verdächtiges höre. Frauchen sagt immer, dass ich genau der richtige Hund für die beiden bin und das sie sehr froh ist, dass Tante Gisela bei ihr angerufen hat, um mich als Notfall "anzupreisen". Ich jedenfalls bin auch froh, hier zu sein. Ihr seht also, es geht mir gut."

Jüchen, den 10.06.2010
Viele dicke, schlabberige Boxerküsse von Eurer Lumy
PS: Damit Ihr sehen könnt, dass es mir gutgeht, schicke ich noch ein paar Bilder mit.