Mein lieber Nils,
vor knapp zwei Jahren bist du bei uns eingezogen und viel zu früh mussten wir dich wieder verabschieden. Wir hätten uns so viel mehr Zeit mir dir gewünscht. Gerade, da du eine lange Zeit unfairerweise im Tierheim verbringen musstest, weil keiner erkannte, was für eine wundervolle, treue Hundeseele hinter der manchmal grummeligen Fassade steckte. Selten habe ich so einen loyalen Hund erlebt. Alle, die dich näher kennenlernen konnten, trauern mit uns, denn man musste dich einfach lieben. Bei Familientreffen und Grillfeiern warst du gern gesehener Gast und warst auch gerne mit dabei – Ja, bei Grillfeiern ganz besonders gern, denn deinem Charme konnten die wenigsten widerstehen. Während du sonst eher zu den gemütlicheren Vertretern gehörtest, zeigtest du hier in fast soldatenhafter Präzision, wie toll du „Sitz“ machen kannst und welche Tricks du sonst noch so beherrscht.
Und trotzdem haben wir immer die Konkurrenz gegen die Bratwurst gewonnen. Wenn es Zeit war zu gehen, bist du ohne zu zögern mitmarschiert. Auch Spaziergänge mit uns hast du genossen und warst ein treuer Begleiter. Zugegeben, das war nicht immer so, zu Beginn standest du auch gerne mal felsenfest, wie ein Feld in der Brandung, wenn du keine Lust mehr auf Laufen hattest. Oder wir auf die schwachsinnige Idee kamen, bei Regen nach draußen zu gehen. Aber am Ende klappte es selbst bei Schnee ... Am liebsten mochtest du die ruhigen Abendrunden, wo du gar nicht wirklich Lust hattest, zurückzugehen.
Bevor wir dich holten, wurde uns gesagt, dass du wohl nie der klassische Kuschelhund sein würdest. Auf dem Schoss sitzen und sich stundenlang durchkraulen lassen, war tatsächlich nicht deins. Aber immer mehr hast du dich geöffnet und bist uns nicht mehr von der Seite gewichen. Und auch Streicheleinheiten hast du immer mehr genossen und auch gesucht. Die Entwicklung wurde immer deutlicher, am Ende konnten wir sogar deinen sehr charmanten Kopf kraulen. Besonders bei Ben und auch bei anderen Kindern warst du in Sachen Anfassen unglaublich lieb und geduldig.
Generell warst du Menschen und auch fremden Hunden gegenüber einfach nur freundlich. Selbst andere Hundehalter bewunderten deine Entspanntheit. Während sie verzweifelt versuchten, ihren bellenden Vierbeiner zurückzuhalten, freutest du dich kurz und marschiertest brav bei Fuß. Ab und zu spielen fandest du trotzdem prima. Auch deine tierischen Freundinnen werden dich vermissen. Besonders Zwergpinscher Wilma und deine Boxer-Kumpelin Lola, die sich noch von dir verabschieden konnte.
Zu deiner großen Leidenschaft gehörte das Fressen. Als Gourmet lehntest du zwar Obst und Gemüse jeglicher Form strikt ab, aber wer will das schon, wenn er im Boxerhof vorher mit Garnelen verwöhnt wurde. Zuverlässig erschnüffeltest du ansonsten allerdings alles Essbare hinter Bänken, Büschen oder Bäumen, was uns doch des Öfteren zum Fluchen brachte. Ich erinnere mich gut an die volle Brötchentüte, die du ganz stolz aus der Hecke gezogen hast – Diesen Weg mochtest du seitdem besonders gern. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Bei der Suche nach Essen konntest du sogar richtig kreativ werden. Den Druckmechanismus der Mülltonne hattest du nach kürzester Zeit entschlüsselt.
Ansonsten liebtest du schlafen – und eben deine Familie.
Und auch wir vermissen dich ganz sehr. Du fehlst.
Lena, Patrick und Ben