Ali - 18.09.2017 - Boxer Nothilfe Deutschland e.V.

Direkt zum Seiteninhalt

Hauptmenü:

Ali - 18.09.2017

Boxer > Zum Gedenken > 2017
18.09.2017




Liebes Team der Boxernothilfe,

als Hundebesitzer wissen wir alle, dass irgendwann der Tag kommt an dem wir uns von unserem Wegbegleiter trennen müssen. Dieser Moment ist nun leider auch bei uns gekommen. Der Moment vor dem wir uns alle fürchten. Der Moment wo wir zwischen Egoismus des Hundehalters und dem Wohlbefinden des Hundes entscheiden müssen. Wir mussten am 11.September 2017 unseren geliebten Ali gehen lassen.

Am 15.Dezember 2011 fuhren wir in einer sehr spontanen Aktion aus dem hohen Norden nach Schweinfurt, um unseren Ali abzuholen. Ali war ein hübscher Boxerrüde, der aufgrund familiärer Veränderungen sein bis dahin ihm bekanntes Zuhause verlassen musste. Für mich unbeschreiblich und bis heute unvergessen war der erste Moment, an dem ich „unseren“ Ali sah. Es war Liebe auf den ersten Blick, als mir im ströhmenden Regen auf dem Parkplatz bei Frau Hebling der stattliche, rotgelbe Boxerrüde gegenüberstand. Meine Frau war zunächst skeptisch, hatte Sie Boxer doch eher als klein und ruhig in Erinnerung. Ali zeigte sich anders. Ein großer, kraftvoller Boxerrüde mit tiefer Brust und wunderschönen weissen Zeichnung an seiner tiefschwarzen Maske. Er schaute mir in die Augen und ich konnte in seinen tiefbraunen Augen lesen. Dieser Rüde sollte mit uns mitkommen. So sollte es auch sein, Kofferraum auf und Ali sprang hinein. Ich setzte mich zu ihm und sofort lag sein großer Kopf auf meiner Schulter. Das erste Mal spürte ich seine Schnauze und seinen beruhigenden Atem.

Ali integrierte sich sehr schnell in unsere Familie und begleitet uns damals bei jedem Urlaub, jeder Geschäftsreise und war wann immer es ging mit uns zusammen. Sogar im Büro lag Ali unter meinem Schreibtisch. Wenige Woche, nachdem wir unseren Ali zuhause hatten fiel uns auf, dass er im Gangwerk etwas zögerlich gewesen ist. Die Eingangsuntersuchung beim Tierarzt sollte uns aufklären. Aufgrund eines vermeintlichen Kreuzbandrisses in jungen Jahren bewegte sich Ali in einer Schonhaltung. Vielleicht war dies auch ursächlich für die zuvor durch die Vorbesitzerin geäusserte Aggresivität gegenüber anderen Hunden. Die jahrelange Schonhaltung hatte aber bereits zu knöchernden Veränderungen geführt. Unterstützt durch eine Arthrose und Spondylose sagte unser Tierarzt kein langes Leben ohne Schmerzen vorraus. So sollte es auch kommen. Egal was war, Ali schrie immer hier! Allergien gegen Wespen, Pfoten vertreten, Schnauze geschwollen, einfach ales nahm unser Schatz mit. Aber egal, wir taten alles für ihn, denn das war im Gegensatz zu dem was Ali später noch für uns tun sollte nie genug!

Eines Tages, im Spätsommer 2013, fand ich Ali leblos unter dem Esszimmertisch. Ich zog ihn unter dem Tisch hinaus und begann ihn zu reanimieren. Er war noch warm und seine Zunge feucht. Nach wenigen Minuten spürte ich ein Zucken in seinem Körper und er öffnete die Augen. Ein tiefer Schnaufer und jede Menge Urin unter ihm und mein Ali war wieder bei mir. Der Tierarzt diagnostizierte einen Krampfanfall mit Zungenvorfall. Glücklicherweise fand ich ihn kurz danach. Ich hatte an diesem Tag eigentlich Dienst bis 16:00 Uhr und mein Bauchgefühl sagte mir ich sollte Mittags nach Hause fahren. Ab diesem Tage verband mich und Ali ein ganz besonderes Verhältnis, welches bis zum letzten seiner Tage anhalten sollte. Er wich mir nicht mehr von der Seite. Immer wenn ich in seiner Nähe gewesen bin war er sofort da. War ich genervt von irgendetwas hörte ich plötzlich das laute und für mich beruhigende Klopfen seiner Rute auf seinem Bett. War ich traurig, kam er sofort zum trösten. Ging es ihm nicht gut spürte ich es ohne zum Tierarzt zu fahren. Ohne Worte… Gegenseitig fühlten wir unsere Gemütslagen.

Als wir vor 4 Jahren unseren Argon bekamen hatten wir zunächst die Befürchtung, dass der dominante Ali dem Kleinen keine Chance geben wird. Aber es sollte anders kommen. Mit viel Geduld und Energie gelang es uns die Beiden zusammen zu führen. Bis zum letzten Tag ebenfalls als ein unzertrennbares Team. Unser Argon lernte eine Menge von Ali. Das unglaubliche Wesen von unserem Ali spiegelte sich in Argon wieder. Kurz um, Ali begleitete unseren Argon über die gesamte Zeit jeden Tag, unzertrennlich. Selbst in der Hundeausbildung hatten wir den Eindruck, Ali erklärte Argon wie es richtig geht. Dies schaffte er soweit, dass Argon genau einen Tag vor Ali´s Tot, die IPO Landesmeisterschaft für Schleswig-Holstein holte. Freud und Leid leigen halt oft dicht beieinander.

Aber auch sellisch fand ich in Ali einen wahren Freund und Kameraden. 2016 sollte ich an Krebs erkranken. Ali war der Erste dem ich es erzählte. Als ich zuhause rein kam stand er wie immer auf und freute sich. Die Freude verstummte schnell als er mich sah. Ich „erklärte“ ihm was los ist, schilderte meine Ängste und ich hatte einen Freund der mir einfach nur zuhörte. Mein Ali wich mir erneut nicht mehr von der Seite. Immer wenn mich die Gefühlsschwankungen und Ängste erreichten war er da und schaute mich mit seinen dunklen Augen an als ob er sagen wollte: “Hab keine Angst! Wir schaffen das!“. Durch dieses Verhalten hat er mir und meiner Familie sehr geholfen durch diese Zeit zu kommen. Darum kann ich heute mit Bestimmtheit sagen, egal welche Aufwendungen und Unannehmlichkeiten wir das eine oder andere Mal mit ihm gehabt haben, NICHTS davon wiegt das auf was er für uns getan hat.

Er war ein wahrer Freund und Wegbegleiter, ein Kamerad und mein Seelenboxer. Selbst an seinem letzten Abend am Montag den 11. September 2017 versuchte er mich aufzuheitern als ich mit mir gerungen habe welche Entscheidung nun die richtige sei. Er zog sich aufgrund der austherapierten Arthrose einen Sprunggelenksfraktur zu. Die Tierärztin konnte nichts tun, da seine Knochen einfach keine Substanz mehr boten. Im Rahmen einer Morphium-Therapie sollten wir ein paar Tage abwarten um dann über weitere Maßnahmen zu beraten. Ich nahm ihn mit nach Hause und setzte mich mit ihm in seinen Garten. Er lief auf drei Beinen immer im Kreis während sein „letztes“ Hinterbein immer wieder einsackte. Seine Rute zwischen den Beinen bis nach vorne gedrückt, der Rücken rund und ein leichtes wimmern und zittern. Ein Anblick, den ich bei meinem Ali so noch nie gesehen hatte. Immer, selbst nach der Reanimation, stand seine Rute senkrecht nach oben. Minutenlang rung ich an jenem Abend mit einer Entscheidung und als ich dann die Entscheidung für den Abschied traff, kam Ali mit einem Ball in der Schnauze an um mich zu trösten. Nur den Ball konnte er garnicht mehr wirklich halten. Ein phantstischer Freund, der es nicht verdient hatte weiter zu leiden. Er schaute mir, wie am ersten Tag, tief in die Augen und ich glaube fest daran das er mir sagen wollte :“Lass mich gehen!“ So sollte es auch sein. In der Tierarztpraxis angekommen trug ich ihn hinein und er legte sich mit seinem Kopf auf meinem Schoss ganz ruhig hin. Argon trat nocheinmal an ihn heran und schnüffelte seine Schnauze. Ein kurzes Schlecken an den Lefzen und dann legte auch er sich ganz ruhig in den Raum. Ich schaute Ali in die Augen und verabschiedete mich. Schon nach der ersten Spritze, um 19:45 Uhr, verstummte Ali´s Atem. Kein Zittern, kein wimmern mehr. Es war die richtige Entscheidung… Mein Kämpfer hatte einfach keine Kraft mehr!

Danke das Du für mich da gewesen bist mein Ali, du wirst mir und uns immer sehr fehlen! 
Du warst mein Seelenboxer und ich habe Dir mehr zu verdanken wie ein Mensch einem treuen Freund jemals danken kann. 
 Ich werde immer an Dich denken, dich lieben und wir werden uns bald wiedersehen!

Lebwohl!
Dein Herrchen!
 
 
 
 
Zurück zum Seiteninhalt | Zurück zum Hauptmenü