Lena - Boxer Nothilfe Deutschland e.V.

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Lena

Boxerinfo > Post von Ehemaligen > 2015
13.01.2015


Liebe Vera,

heute vor 2 Jahren kam Lena zu uns in Haus. Gelegenheit, die Zeit mal Revue passieren zu lassen.

Es war ja nur geplant, Lena in Pflege zu nehmen und aufzupäppeln, damit sie dann gut vermittelt werden kann. Doch Lena war anderer Meinung. Noch am ersten Tag hatte sie beschlossen: Hier ist es schön, hier bleibe ich! Damals war - neben dem kleinen Jungen Korbinian (der ja erst einjährig nach Ludwigs Tod 4 Monate vorher zu uns gekommen war und inzwischen auch nicht mehr wirklich "klein" ist) - ja noch unsere vierzehnjährige Oma Anka da. Nachdem ich Lena zweimal angepfiffen hatte, hatte sie begriffen, dass ihr Plan zu bleiben nur aufgehen konnte, wenn sie die Oma respektiert. Und das tat sie dann auch.

Wir kamen gar nicht richtig dazu, die kleine Maus aufzupäppeln (als dritte Mahlzeit gab es abends immer noch ein Baby-Gläschen püriertes Rindlfeisch mit Gemüse), da musste sie schon das erste Mal unters Messer: Krebs, der nach einem halben Jahr wiederkehrte, also im Herbst zweite OP. Dann ein halbes Jahr später Kreuzbandriss - nächste OP, mit anschließendem 6-wöchigen Treppentragen von 23 kg Lebendgewicht, danach sprach der Rücken von Herrchen und mir erstmal nicht mehr mit uns, aber Lena war putzmunter und fit wie ein Turnschuh. Wieder ein halbes Jahr später musste der Draht von der ersten Kreuzbandriss-OP entfernt
werden. Seit dieser Zeit hat Lena in der Tierklinik den Spitznamen "unser kleines Krokodil" :-(((( Aber trotzdem mögen sie dort alle.

Aber genug von den Krankheiten. Noch bevor Lena zu uns kam, rätselten wir beide, du, Vera, und ich, ob Lena wohl mit ihren krummen Vorderbeinchen Treppen laufen kann - haha! Die lieben Menschen von der BNH, die sie gebracht hatten, waren noch nicht aus dem Haus, da erstürmte Lena schon in Windeseile die Treppe - zack, zack, rauf und runter. Aber das war erst der Anfang. Nachdem sie sich ein paar Wochen eingelebt hatte, nahm sie ihren Job hier auf: Wache schieben, vorzugsweise auf der Fensterbank im ersten Stock mit Blick auf den Garten und ca. 100 Meter darüberhinaus. Wurde ein verdächtiges Subjekt ausgemacht, hieß es, in Windeseile runter in den Garten und ab über den Zaun, Katzen jagen. Seitdem ist unser Grundstück komplett katzenfrei!

Den ersten Sommer verbrachten wir damit, hinter Lena herzuhechten und sie wieder einzufangen, bis alle Zäune so verstärkt und erhöht waren, dass sie nicht mehr drüber kommt. Selbst EINEN Tag nach der ersten OP mit der 15 cm langen Wunde am Bauch war sie über den Zaun (damals 1,40 m hoch) geklettert. Mir blieb fast das Herz stehen.

Auch wenn Lena mit anderen Vierbeinern nichts am Hut hat, so war sie doch von Anfang an total freundlich zu allen Zweibeinern. Oma Anka wurde akzeptiert und in Ruhe gelassen und Korbinian zweimal täglich in die Senkel gestellt. Also alles in allem ein friedliches Rudel bei uns zuhause.

Anka ist vor 10 Monaten im Alter von fünfzehneinhalb Jahren über die Regenbogenbrücke gegangen. Korbinian hat sehr um sie getrauert, weil sie ihm Ruhe und Halt gegeben hat. Aber auch wenn er es mit Lena nicht ganz so leicht hat, so kuschelt er bisweilen doch mit ihr. Und wir lieben Korbinian sehr. Er ist verschmust und ein ganz Lieber, jedoch eher introvertiert, also ganz anders als Lena. Im Grunde muss man sagen - Gottseidank. Zwei so Donnerbesen würden uns doch überfordern.

Egal, was wir mit unserem Lenchen durchgemacht haben, wir können uns ein Leben ohne sie nicht vorstellen. Sie versteht jedes Wort, sie brauchte im Grunde nicht erzogen werden, weil sie sofort kapiert, was angesagt ist. Sie folgt mir inzwischen auch nicht mehr auf Schritt und Tritt, solange ich im Hause bleibe. Gehe ich weg und Herrchen ist auch nicht da, versucht sie, sich durch die Tür durchzuarbeiten. Nachdem die Tür aussieht, als ob ein Gefangener einen Ausbruchsversuch aus Alcatraz unternommen hat, haben wir gemeinsame auswärtige Unternehmungen eingestellt. Wenn es doch mal sein muss, wird ein Hundesitter engagiert.

Das schönste aber sind unsere gemeinsamen Nächte. Nachdem ich mir im letzten Jahr ein neues, breiteres Bett zugelegt habe, kann auch ICH wieder entspannt schlafen. Lenchen konnte das schon immer, nur ich lag früher wie ein Hering an der Wand. Es gibt nichts Schöneres als mit Lenchen im Arm einzuschlafen, und wenn ich mich umdrehe, dann dreht sie sich mit um. Nur das Lesen im Bett klappt nicht mehr so. Das mag sie nicht. Dann guckt sie mich unwillig an, ja fixiert mich geradezu, bis ich endlich das Licht ausmache.

Danke Vera, dass du sie von der Straße gerettet hast. Danke für diesen Goldschatz!

Liebe Grüße
Ingrid und Klauspeter mit Lena und Korbinian

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Lenas Geschichte:

In einem Jahr, an einem bitter kalten Morgen, als sich eine kleine Hündin Schutz und Wärme suchend an eine kalte Mauer drückte. Sie lag zusammen gekauert auf dem blanken Betonboden. Neben ihr, ein, in einen Schlafsack gewickelten betrunkener Mann. Jedesmal, wenn jemand an ihr vorbei ging hob sie hoffnungsvoll ihr kleines Gesichtchen zu den Menschen empor und schaute diese mit großen braunen Augen verzweifelt an.

So war es auch am zweiten, dritten und vierten Tag. Es war kalt und es wurde immer frostiger. Minus 11° und sie hatte noch nicht mal ein Decke zum liegen. Allerdings gab es ab dem dritten Tag nun morgens liebe Worte und etwas zu essen. Die kleine Hündin bemühte sich Freude zu zeigen, unterernährt wie sie war, mit 2 Beinchen die massive Fehlstellungen aufwiesen und einem kleinen Blutfleck wo sie immer lag.

Der vierte Tag wurde zu ihrem Glückstag. An diesem Morgen bekam sie nicht ihr Futter wie gewohnt, sondern ihr Herrchen bekam eine Flasche Korn. Damit war der Tauschhandel getätigt. Tausche Hund gegen eine Flasche Schnaps. Sie durfte mit in warme Räume, sie konnte sich sattessen und sie musste nicht mehr auf die Straße in bitterkalte Nächte zurück.

Ein paar Stunden später musste sie ihre große Reise durch Deutschland angetreten. Ein Anruf genügte um "Lena" so wird sie nun genannt, in ein sicheres glückliches Leben zu bringen. Sie ist viele, viele Kilometer gereist, um eine große Distanz zwischen ihr altes und neues Leben zu bringen. Auch sollte es keine Verbindung mehr zu ihren Straßen und ihrem Besitzer geben. Es wusste keiner, wie er reagiert, wenn der Korn getrunken und er eventuell wieder nüchtern wurde und merkt, dass er seine Hündin weggeben hat...

Lena lebt nun in einem neuen, glücklichen - wenn auch für sie ungewohnten Leben. Sie wird umsorgt, sie wird geliebt. Ihre neue Familie hat Stunden bei Tierärzten zugebracht damit Lena geholfen werde kann. Sie wird auf ca. 2 Jahre geschätzt. Sie hat viele Narben an ihrem kleinen Körperchen, auch konnte nicht festgestellt werden, woher die Fehlstellung beider Vorderbeine genau kommt.

Lena war bereits bei Übernahme kastriert, aber trotzdem litt sie unter Blutungen aus der Scheide. Zweimal wurde die kleine Maus operiert, bis die Ursache gefunden wurde. Lena hat Krebs. Aber alle sind zuversichtlich, dass es nicht ihr Todesurteil in absehbarer Zeit sein wird.

Was immer die Zukunft für Lena bringen wird, sie lebt nicht mehr auf der Straße. Sie hat eine Familie gefunden, die sehr viel Verständnis für Lenas Defizite hat. In Lenas neuer Familie leben noch 2 Hunde und sie fügt sich gut als Dritthund ein.

Lena wurde nie auf der Homepage vorgestellt, weil niemand wusste, wie es mit ihrer Gesundheit bestellt ist und welche Operationen eventuell anfallen würden.

Und wie groß war Lenas Freude, als ihre Pflegefamilie anrief und mitteilte: Lena hat ihr endgütiges Zuhause bei uns gefunden.


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Ein furchtbarer Sturm kam auf. Der Orkan tobte. Das Meer wurde aufgewühlt und meterhohe Wellen brachen sich ohrenbetäubend laut am Strand. Nachdem das Unwetter langsam nachließ, klarte der Himmel wieder auf. Am Strand lagen aber unzählige Seesterne, die von der Strömung an den Strand getrieben worden waren.

Ein kleiner Junge lief am Strand entlang, nahm behutsam Seestern für Seestern in die Hand und warf sie zurück ins Meer.

Da kam ein Mann vorbei. Er ging zu dem Jungen und sagte: "Du dummer Junge! Was du da machst ist vollkommen sinnlos. Siehst du nicht, dass der ganze Strand voll von Seesternen ist? Die kannst du nie alle zurück ins Meer werfen! Was du da tust, ändert nicht das Geringste!"

Der Junge schaute den Mann einen Moment lang an. Dann ging er zu dem nächsten Seestern, hob ihn behutsam vom Boden auf und warf ihn ins Meer. Zu dem Mann sagte er: "Für ihn wird es etwas ändern!"

Lena war so ein kleines Seesternchen, durch unsere Hilfe hat sich ihr ganzes Leben verändert.


 
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