Archie


 




































































































Archie ist ein 4 Jahre alter Boxer-Rüde mit schlimmer Vergangenheit.

Wir, die Boxer-Nothilfe, suchen dringend eine Einzelperson oder ein Ehepaar ohne Kinder, die bereit sind, diesem angstvollen und infolgedessen auch angstagressiven Hund neue Sicherheit zu schenken.

Man darf sich diesen Hund nicht als bösartige Kampfmaschine vorstellen, obwohl es manchmal den Anschein erweckt. Er ist eher ein furchtbar verstörter kleiner "Bub", der unter Stress oder wenn er überfordert ist wild um sich schlägt.

Er hat in seiner bisherigen Laufbahn unfreiwillig lernen müssen, dass man vor Menschen (insbesondere Männern) viel Angst haben muss und dass man sich nur durch Angriff die Menschen vom Leibe halten kann. Soweit hat die klassische Hundeerziehung diesen Hund gebracht, denn Archie hat eine stabile Grunderziehung über Druck erfahren, was seine Unsicherheit zum Menschen ungünstig verstärkt hat.

Andererseit sucht er den Kontakt.

Zudem ist er im städtischen Umfeld schlecht sozialisiert, er ist sehr unsicher mit Umweltreizen. Er fürchtet sich vor Autos, Kindern, Radfahrern, Geräuschen und muß hier desensibilisiert werden. Er hat Angst beim Anfassen am Kopf oder wenn er in irgendeiner Weise bedrängt wird - oder sich bedrängt fühlt.

Dieser Hund ist bemittleidenswert. Seit 5 Wochen habe ich diesen Hund als Pflegestelle aufgenommen, da ich vor 5 Jahren einen ähnlichen "Fall" (Bongo) von der Boxernothilfe übernommen habe.

Deshalb weiß ich um die Schwierigkeiten und den Kampf (nicht im Sinne aggressiver Auseinandersetzung), den man mit einem solchen Hund haben kann.

Es wird schwer sein, nervenaufreibend und zeitintensiv. Man kann einen solchen Hund nur aufarbeiten mit guter fachkundiger Betreuung durch einige ausgewählte Verhaltenstherapeuten in Deutschland, sodaß Archie nur in den Raum Frankfurt, München, Hannover, Stuttgart, Düsseldorf, Berlin , Hamburg , Wittlich-Eifel vermittelt werden kann. Aufgrund seiner Unsicherheit gegenüber Umweltreizen, sollte ein potentieller Besitzer nicht im Stadtzentrum wohnen, sondern in Stadtrandgebieten oder im näheren Umland.

Ich kann nur hoffen, dass es irgendwo Menschen gibt, die dieses auf sich nehmen. Diese Menschen sollten hundeerfahren, aber auch gleichzeitig aufgeschlossen gegenüber neuen Trainingsmethoden sein und bereit, intensiv mit Verhaltenstherapeuten zusammenzuarbeiten.

Wenn wir Sie finden, hat Archie eine gute Prognose für ein Hundeleben, wo er nicht um sein Leben fürchten muss und die aggressiven Tendenzen verschwinden. Das gute Management und die daraus resultierenden Vermeidung von agressionsauslösenden Situationen, die zunehmende Sicherheit die daraus erwächst, sowie der zunehmend Vertrauensaufbau, machen dies möglich.

Archie ist kein Hund, er ist eine Aufgabe!

Ich habe mich vor 5 Jahren auch dieser Herausforderung gestellt und einen Kameraden fürs Leben gewonnen. Aus einem angstaggressiven Monster, das ich - ehrlich gesagt - nicht besonders schätzte, wurde ein lustiger, lebensfroher Boxer.

Archie kann auch so werden, denn er ist eigentlich ein sehr netter Hund, der sich aber durch seine Ängste selbst im Wege steht.

Von Archie können Sie im Laufe des Trainings so viel über Hunde und deren Verhalten lernen, dass auch Sie sehr profitieren werden.

Ich hoffe inständig, Ihr Herz für Archie erweichen zu können, denn ich kann leider nur Wegbereiter sein.

Conny Ries
Tierärztin
Frankfurt

Hier erfahren Sie, wie es Frau Ries mit ihrem Bongo erging.


24.08.2006

Heute möchte ich ein wenig von Archies Fortschritten berichten. Er ist jetzt etwas über 2 Monate in meiner Obhut.

Seit ca. 2 Wochen beginnt er sich mir gegenüber etwas zu öffnen- was heißt:
seine Unsicherheit mir gegenüber nimmt ab, und seine entspannten und freundlichen Kontaktaufnahmen werden häufiger. Er hat auch verstanden, daß ich es nicht sehr schätze, wenn er wie ein wildgewordenes Trampeltier herumtobt, wenn ich das Zimmer betrete.

Er bietet zunehmend an, sich neben mich zu setzen oder zu legen ( naja- wenn der erste Anfall vorbei ist, dessen Zeitrahmen aber immer kürzer wird).

Er läßt mich inzwischen an das Halsband fassen, ihn an und ableinen und trägt inzwischen ein Halti, was unsere Spaziergänge enorm entspannt, da er jetzt besser unter Kontrolle ist. Er wird auch draußen zunehmend etwas sicherer, gewöhnt sich langsam an die Umgebungsgeräusche, die ratternden Autos und Busse.

Inzwischen wendet er sich mir automatisch zu, wenn ein solch gefährliches Objekt auftaucht und bekommt dann "lecker Essen". Er wird weiterhin nur gefüttert, wenn er etwas Gutes macht oder gefährlich Fußgänger und ander unheimliche Objekte unseren Weg kreuzen. Die Ansprechbarkeit des Hundes wird in fast allen Situationen bereits deutlich besser, die Verhaltenstherapie zeigt schon Fortschritte- langsam aber stetig.

Im Auto ist er auch schon viel entspannter. Während er am Anfang, im Heck des Autos liegend, mich immer mißtrauisch bis giftig fixierte, schaut er mir inzwischen entspannt zu, wie ich eine Leinenverlängerung an den Puffern der Heckklappe anbringe, um nicht die Leine im Liegeraum des Hundes greifen zu müssen. Er droht nicht mehr, sondern schaut freundlich interressiert zu, was natürlich sofort mit Essen belohnt wird.

Auch die Atacken gegen Fußgänger werden viel besser. Gestern konnte ich mich sogar mit einer jungen Dame auf der anderen Straßenseite unterhalten - ohne dass er aggressiv tobend in die Leine sprang, wie dies am Anfang der Fall war. Er fixierte lediglich 2x kurz, ignorierte Sie dann und nahm seine Leckerlies. Wir versuchen über klassische Gegenkonditionierung alles was furchtbar ist (also im Prinzip das gesamte Umfeld ) positiv zu belegen. Das ist natürlich ein Prozess der sehr langwierig ist, da Archie ja leider über 3 Jahre genau das Gegenteil gelernt hat. Aber er ist schlau und verfressen und das kommt uns zugute.

Der Verhaltenstrainer kann inzwischen im Raum auf einem Stuhl neben mir sitzen, ohne daß er "gefressen" wird . Archie ignoriert ihn. Draußen nimmt er sogar von ihm Futter und wird langsam etwas entspannter. Ansonsten ist er natürlich gegenüber Fremden noch immer mißtrauisch.

Jeder Schritt ist klein und bedarf langer Übung. Aber es geht voran und kleine Erfolge belohnen die Mühen.

Zur Zeit trainieren wir außerdem noch mit dem Maulkorb. Wir versuchen den Maulkorb über Futter und Leberwurst positiv zu besetzen, daß er Ihn später problemlos trägt, was den Umgang mit ihm in kritischen Situationen ebenfalls erleichtern wird. Der Maulkorb muß aber, bevor er tatsächlich geschlossen werden kann, erst noch umgearbeitet werden. Er bekommt einen Spezialverschluß, sodaß er schnell geschlossen, aber auch geöffnet werden kann.

Warscheinlich werden wir in den nächsten Übungseinheiten Spazierengehen mit anderen Hunden an der Leine üben, denn daß ist immer noch ein großes Problem. Archie spult sich bei anderen Hunden so sehr auf, daß er sich beinahe vor Aufregung überschlägt und dann sehr neben sich steht. Ich werde meinen kleinen Mops als erstes ins Feld werfen, da Lotti bezüglich pöbelnder Hunde sehr uninterressiert ist, wenn man etwas zu Essen in der Tasche hat.

Das werden mit Sicherheit sehr stressige Stunden werden, aber um in Spaziergänge etwas Entspannung hineinzubringen , ist dies unbedingt erforderlich. Bei Bongo hatte ich das gleiche Problem und heute ist er so gut im Training, daß auch er beim Spaziergang mit Archie kein Problem wäre. Ich hege nur die Hoffnung, daß sich Archie gegenüber einer kleinen Mopslady nicht ganz so uncharmant aufführt wie gegenüber einem gleichwertigen Rüden, sodaß wir Bongo lieber für Trainingsstufe 2 aufsparen.

Ich hoffe , ich konnte einen kleinen Einblick in unsere Fortschritte geben- und vergessen Sie nicht: wir warten auf Sie.

Hilfreich wäre auch, jemanden im Frankfurter Raum
zu finden, der mich in meinem Bemühen um die Resozialisierung von Archie unterstützt.

Diese Person würde von dem Verhaltenstherapeuten und mir gut eingewiesen. Eine langsame Gewöhnung von Mensch und Hund würde eine komplikationslose Zusammenarbeit sicherstellen.

Eine solche Unterstützung würde uns viele Schritte weiter bringen.

Conny Ries




Hintergrund:
Wir übernahmen Archie von einem alten Ehepaar (80 plus). Er wurde als absolut lieb und brav beschrieben.

Schon beim ersten Kontakt durch den "Abholer" wurde klar, dass dieser Rüde alles andere als einfach ist.

Er hat einen sehr guten Grundgehorsam. Diesen erlernte er vermutlich aber nicht mit Liebe und Geduld...

Es scheint eher der Fall zu sein, dass dieser bemitleidenswerte Rüde eine sehr harte, brutale Erziehung genießen musste. Auch den Einsatz eines Teletakkers liegt nahe. Anzunehmen ist ebenfalls, dass er das Grundstück samt seinen Besitzern bewachen sollte.

Archies Therapeut bestätigt diese Vermutung, mit der ganz klaren Aussage, dass er zum Schutz seiner "eigenen körperlichen Unversehrtheit" nach vorne geht (angreift).

Archie ist ein sehr kostenintensiver Boxer. Wenn man alle Aspekte objektiv beurteilt, wäre es für uns einfacher, ihn euthanasieren zu lassen.

Aber er hat eine positive Prognose bekommen, da er auf die Trainingsmaßnahmen sehr gut anspricht. Deshalb wird er von uns die Basis auf ein besseres Leben bekommen. Man muss ihm einfach diese letzte Chance geben.

Seine ehemaligen Besitzer ließen ihn vor ca. 2 Jahren kastrieren, aber die Fäden dieser Kastration wurden nie gezogen! Diese müssten unter Narkose entfernt werden, aber er lässt niemand an sich ran...

Es ist eigentlich eine traurige Geschichte über einen wundervollen Boxerrüden.

Archie steht sich mit seinem Misstrauen und seiner Angst selbst im Wege.

Er wurde vom Menschen zum seelischen, misstrauischen Wrack gemacht.

Nur, wem soll man letztendlich die Schuld an seinem Werdegang geben?

- der Züchterin, dass sie den über 80-jährigen Menschen einen Welpen verkauften?

- oder seiner ehemaligen Familie, die möglicherweise einfach nicht mehr die Kraft hatte, um mit ihm umzugehen und ihn dann noch von den falschen Leuten mit falschen Methoden ausbilden ließ?

- oder dem Ausbilder - der Archie zu dem gemacht hat, was er heute ist?

Es wäre für Archie sehr schön, wenn er im Großraum Frankfurt eine Familie oder Pflegefamilie finden könnte, die zusammen mit seiner jetzigen Betreuerin (Tierärztin Conny Ries) und dem Verhaltenstherapeuten, diesem wunderschönen Rüden den Weg in ein entspanntes, angstfreies Leben ebnen würde.

Über eine Patenschaft für ihn würden wir uns auch sehr freuen, da - wie gesagt - Unterbringung und Therapie sehr kostenintensiv sind.

12.10.2006
Archie ist über die Regenbogenbrücke gegangen.



Vera Dengel
Kontakt: Vera Dengel
Ansprechpartnerin: Rheinland-Pfalz/ Saarland/Hessen
Tel: 06371 / 12456
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