Billy


Dies ist die Geschichte von Billy oder Billybalu wie unser kleines Sorgenkind von seiner Pflegemama genannt wird.

Billy wurde - wie sein Bruder Bonzo - in unserer Obhut geboren.
Um die ganze Geschichte oder Tragödie zu begreifen, sollte ich am Anfang beginnen.

Anfang Februar wurde uns von einer Tierschutzorganisation eine Boxerhündin übergeben, die als Fundhund in einem Tierheim im Norden Deutschlands abgegeben wurde. Bei Übernahme sahen wir zwar, dass Arletta - so wurde sie von uns getauft - ein etwas dickes Bäuchlein hatte, aber dass diese Hündin eigentlich schon hochträchtig war, hat erst unser Tierarzt in der Tierpension festgestellt. Wir dachten, sie sei eine wohlgenährte Hündin, tatsächlich aber war diese kleine Mama bis auf die Knochen abgemagert. Niemand weiß, wie lange sie schon herren- und heimatlos herumgestreunt ist, bis mitleidige Menschen sie endlich eingefangen haben.

Guter Rat war nun teuer - im wahrsten Sinne des Wortes.
Zur Vermittlung konnten wir die Hündin natürlich nicht freigeben und ins Tierheim zurück?
Auf gar keinen Fall.


Also bezog Arletta Quartier in der Tierpension, die sich neben unserer Geschäftsstelle befindet.

Ein ehemaliger Züchter hat uns sofort seine Wurfkiste zur Verfügung gestellt, sie sogar angeliefert.
Olga von Spiegel, unser aktives Mitglied und ehemalige Züchterin, hat sich sofort angeboten, Arlettas Kinder auf die Welt zu bringen.


Wir wußten nicht welche Rasse von Kindern Arletta uns bescheren würde, das war uns auch egal. Die Hündin brauchte unsere Hilfe und die sollte sie auch bekommen.

Dann kam Samstag, der 1. März.
Olga wurde informiert, dass die Körpertemperatur absinke und die Geburt kurz bevorstehe. Sie setzte sich sofort in ihr Auto und war innerhalb von 3 Stunden Autofahrt von Mecklenburg-Vorpommern in der Tierpension vor Ort.

Im Abstand von jeweils 2 Stunden kamen 3 Welpen auf die Welt. Ein Mädchen war eine Totgeburt, aber es kamen noch 2 Rüden. Die Überraschung war riesengroß, es waren Boxerkinder.

Billy und Bonzo wurden die beiden Buben getauft. Bonzo ein quietschfideler Boxermann, der gleich nach Mamas Zitzen geschrien hat. Billy etwas träger, den Olga massieren mußte, um seinen Kreislauf anzuregen.

Beide Rüden entwickelten sich eigentlich sehr gut, aber Olga hatte festgestellt, dass Bonzo von Arletta vorgezogen wurde und auch Billy von seiner Mutter wegzuschubsen versuchte.
Billy hatte immer schon ein etwas dickes Bäuchlein, obwohl er eigentlich immer magerer und viel ruhiger als Bonzo war. Wir dachten, dass er nicht genug Nahrung von seiner Mama bekäme und deshalb wurde er ganz besonders gehegt und gepflegt. Er war einfach aus dem Gefühl heraus ein bißchen mehr der Liebling aller.
Da seine Mutter sich kaum um Billy kümmerte, wurde er von uns recht schnell - mit 7 Wochen schon - bei einer Familie, die nur für diese kleine Boxermaus da war, in Pflege gegeben. Sein dickes Bäuchlein blieb und Billy nahm, trotz Tag- und Nachtpflege, sehr schlecht zu. Der Tierarzt konnte auch nichts Ungewöhliches feststellen.

Dann kam Samstag, der 28. Juni:
Da ging es Billy rasend schnell sehr schlecht, er kippte um, hat einen sehr starken Durchfall bekommen und war so schwach, dass er sein Köpfchen nicht mehr heben konnte. Die Familie fuhr sofort in die Tierklinik, damit es ihrem Baby bald wieder besser ginge. Der Schock kam dann zwei Stunden später, nach der Untersuchung.
Billys ganzer Körper war voll Wasser - sein Kugelbäuchlein war Wasser. Eine Ultraschalluntersuchung brachte die schreckliche Wahrheit ans Licht.
Billy hat ein deformiertes Herz.

Die Tierklinik machte uns keine große Hoffnungen, fing aber der Pflegefamilie zuliebe eine Therapie an, damit das Wasser aus seinem kleinen Körperchen kommt. Die Ärzte hatten ihnen geraten, klein Billy einschläfern zu lassen.

Die Pflegefamilie hatte sich auch schon innerlich durchgerungen, dies zu tun. Olga fuhr auch am folgenden Dienstag mit in die Tierklinik.
Sie hatte ihn schliesslich zur Welt gebracht. Sie war der erste Mensch, den er sah, als er seine Äuglein öffnete und deshalb sollte auch sie die letzte sein, wenn er sie schliessen muß...

Aber es kam anders.
Es erwartete sie ein quietschfideler Billy. Nachdem das ganze Wasser aus seinem Körperchen geschwemmt war, war er lebhaft wie nie zuvor und die Tierklinik lehnte - verständlicherweise - eine Einschläferung ab.

Überglücklich nahm die Familie Billy mit nach Hause. Er frißt jetzt wie ein Scheunendrescher und benimmt sich wie jeder normaler Welpe, im Moment jedenfalls. Er bekommt Entwässerungstabletten, damit sich nicht mehr so viel Wasser in seinem Körperchen einlagern kann. Und siehe da, sein Kügelbäuchlein ist weg und jetzt ist auch Platz für mehr Nahrung.

Die Tierklinik hat Billy an die Uniklinik Giessen, Abteilung Kardiologie, verwiesen und er wurde dort auch schon vorgestellt. Der Professor sieht die Prognose nicht ganz so schwarz wie die erste Klinik, aber eine Herzkathederuntersuchung muss durchgeführt werden. Es wird vermutet, dass die rechte Herzkammer tiefer liegt als die linke und dass deshalb sein Herzchen nicht die volle Leistung bringen kann. Ein Herzklappenfehler also.

Billy war am 1. Juli vier Monate alt, eine sehr riskante Untersuchung in diesem Alter. Aber wahrscheinlich der einzige Weg um genau festzustellen, wie deformiert sein Herzchen wirklich ist und welche Chancen er hat. Wenn er überhaupt eine hat.
In der ersten Tierklinik wurde eine Rechnung von 600 Euro gestellt. Die Herzkathederuntersuchung in der Uniklinik Giessen beläuft sich auf 3200 Euro. Unmöglich für uns diesen Betrag ganz alleine aufzubringen.

Die Uniklinik kommt uns finanziell entgegen. Es wären aber immerhin noch 1800 Euro.

Billy braucht dringend ihre Hilfe, damit diese Untersuchung durchgeführt werden kann. Wir dürfen ihn nicht einfach aufgeben, nur weil die Untersuchung sehr viel Geld kostet. Bitte helfen sie alle mit, damit wir und die Familie wissen, in welchem Zustand klein Billys Herzchen ist.

Vielleicht gibt es doch noch eine Chance, dass er leben kann.

Für Ihre Spende wären wir sehr dankbar.


Ich möchte mich an dieser Stelle auch nochmals bei Olga von Spiegel, die wochenlang - Tag und Nacht - für die kleine Boxerfamilie da war, bedanken. Sie schlief, in den ersten Tagen nach der Geburt, sogar auf einer Notliege neben Arletta und den Babies. Es sind Menschen wie sie, die einem, ohne viele Worte zu machen, durch ihre aktive Arbeit Mut machen, wenn man - angesichts der vielen Probleme - manchmal zu resignieren geneigt ist.



Arletta und Bonzo geht es gut (sie leben in Pflegefamilien bzw. sind vermittelt), aber Billy braucht dringend unser aller Hilfe, damit nicht alles vergebens war!


08.07.03
Billys Zustand war nie besser, deshalb mußte die Chance genutzt werden und die Herzkathederuntersuchung wurde gestern durchgeführt. Es war ein Risiko in diesem jungen Alter, aber auch die einzige Chance, um Gewißheit über sein kleines Herzchen zu bekommen.

Bei der Untersuchung wurde festgestellt, dass beide Herzkammern nicht auf einer Höhe liegen, durch die Verengung der Arterie konnte auch die Herzklappe nicht richtig arbeiten, um den Körper mit Sauerstoff zu versorgen. Die Arterie konnte durch den Ballonkatheder geweitet werden. Das Blut kann nun richtig zirkulieren; hoffen wir, dass die Herzklappen arbeiten. Billy bekam während der Untersuchung zweimal Kammernflimmern und es war für das Ärzteteam sehr schwierig sein Herzchen wieder zu stabilisieren. Sein kleines Leben hing an einem seidenen Faden.

Billy lag die ganze Nacht auf der Intensivstation. Der Arzt, der die Untersuchung durchführte ist - trotz Dienstende - die ganze Nacht bei unserem kleinen Billy geblieben.
Heute morgen ging es ihm schon wieder recht gut, er hat gefressen und ist munter. Natürlich muß er noch ein paar Tage in der Klinik bleiben, denn es stehen noch ein paar Untersuchungen an.

Erst am Freitag beim Abschlussgespräch mit dem Professor werden wir genaueres erfahren, auch wie die Prognose für diesen tapferen Boxerjunge ist. Darüber konnten wir bis jetzt keine Auskunft erhalten.

Aber einem so tapferen Burschen sollte es mehr als gegönnt sein, noch viele schöne Jahre vor sich zu haben.

Denken wir also alle fest an ihn. Es wird sicher helfen!

11.07.03
Billy ist Zuhause!
Seine Pflegefamilie durfte ihn gestern mit nach Hause nehmen. Es geht ihm gut; es geht ihm wahrscheinlich so gut wie nie zuvor. Aber die Ärzte wagten keine Prognose. Er bekommt ein Herzmedikament zur Unterstützung. Damit sich nicht wieder soviel Wasser im Körper einlagern kann, auch ein Medikament zur Entwässerung. Der Kleine muß in 14 Tagen wieder zur Ultraschalluntersuchung vorgestellt werden. Er bekommt jetzt, wie ein kleiner Welpe, alle 3 Stunden etwas zu fressen, damit er sein verlorenes Gewicht schnell wieder ausgleichen kann. Einen Satz gaben uns die Ärzte noch mit auf den Weg:
"Genießen sie jeden Tag mit diesem lieben Kerl."

19.07.03
Heute habe ich erfahren, dass es Billy nicht gut geht. Er hat die beiden letzten Tage kaum gefressen und liegt nur auf dem Sofa und hechelt. Sicher trägt das heiße Wetter auch dazu bei, aber bei Billy hat sich schon wieder Wasser eingelagert. Der Brustkorb musste zur Erleichterung punktiert werden.

Die nächste Ultraschalluntersuchung an der Uni Giessen ist in 14 Tagen. Diese Untersuchung wird noch durchgeführt, aber dann muß eine Entscheidung getroffen werden. Möglich, dass diese Entscheidung auch schon früher getroffen werden muß. Dieser Zustand ist kein lebenswerter für dieses kleine, anhängliche und verschmuste Boxerkind.

Die Pflegesfamilie sagte gestern während unseres Telefonats einen Satz, der sich mir einprägte:

"Gott hat ihm leider nur seine Schönheit und Liebenswürdigkeit gegeben."

Wäre er doch weniger schön, aber dafür gesund...
Uns allen würde das Herz brechen, sollte Billybalu schon so früh gehen müssen. Es wird zwar alles für ihn getan, aber manchmal sind uns allen Grenzen gesetzt.

22.07.03
Billy ist am späten Abend über die Regenbogenbrücke gegangen.

Es ging ihm sehr schlecht. Wasser sammelte sich wieder vermehrt im Bauch, er konnte nur mühsam atmen. Fressen mochte er gar nicht, nur mal so ein paar Häppchen aus der Hand. Wegen der Atemnot mochte er nicht liegen. Stehen konnte er kräftemäßig auch nicht mehr. Dann versuchte er zu sitzen, sackte aber in sich zusammen. Sein Pflegefrauchen schlief - wegen der Hitze draussen - mit BillyBalu im kühlen Keller.

Sie fuhren doch noch am späten Abend in die Tierklinik und haben ihn erlösen lassen. Seine Pflegefamilie ist völlig gebrochen. Sie leidet sehr unter diesem Geschehen, aber sie liebten den Billy und darum trafen sie die Entscheidung.
Billy konnte einfach nicht mehr...