Bonus



Was er in seinen 3 Lebensjahren erlebt hat, muß schrecklich gewesen sein.
Auf dem ersten Bild, das wir von Bonus vorab erhielten, sah er noch wie ein Boxermix aus, mittlerweile ist er so abgemagert und heruntergekommen, daß man nur erahnen kann, wie er früher ausgesehen hat.

Bonus wurde seiner Besitzerin wegen Mißhandlung weggenommen. Sie hatte ihm die Vorderpfote zertrümmert und hatte die Unverschämtheit auch noch auf Rückgabe zu klagen. Das Verfahren zog sich hin...
In dieser Zeit wurde seine Pfote medizinisch nicht behandelt. So ist natürlich viel kostbare Zeit vergangen. Es dauerte Monate, bis uns Bonus übereignet werden konnte.

Er kann die Pfote nicht benutzen, sondern knickt sie nach hinten und läuft auf dem Gelenk.
Wir werden alles tun, um Bonus medizinisch zu helfen. Wer uns und unseren Verein kennt, weiß daß das keine leeren Worte sind.
Was wir suchen ist eine neue Familie, die ihn liebt und auch einem behinderten Hund eine Heimat gibt. Ich wünsche mir für diese geschundene Kreatur, die nun schon seit Monaten im Tierheim lebt, daß es Menschen mit Herz gibt, die nicht nur Wert auf Schönheit und Stammbaum legen. Wieder ein Sorgenkind, daß es sehr schwer haben wird und uns schlaflose Nächte bereitet...

22.08.
Gestern war der erste Termin beim Tierarzt. Bonus hat sich vorbildlich verhalten, obwohl die Untersuchungen schmerzhaft waren. Die Röntgenbilder haben mich etwas deprimiert.
Seine Pfote ist total zerstört, der Knochen porös und löchrig. Vermutlich auf Grund einer nicht behandelten Knochenhautentzündung. Da er seine Pfote abknickt und sie leblos über den Boden schleift während er sein Gelenk als Stütze benutzt, ist dort die Haut auch schon bis auf den Knochen durchgescheuert. Dieses wurde jetzt dick abgepolstert, dass wenigstens diese Wunde bis zum Op-Termin versorgt ist. Die Pfote kann nicht wiederhergestellt werden, aber zumindest soweit versteift, dass Bonus auf seiner "Pfote" humpeln kann. Der Bruch kann auch nicht mit Platten fixiert werden, da keine "normalen Knochen" da sind, um die Schrauben zu befestigen. Dann wird mit zwei 20 cm langen Nägeln fixiert. Dazu müssen sämtliche Knochen in dem kleinen Pfötchen gebrochen und neu gerichtet werden. Allein der Gedanke daran...

Op-Termin ist der 26.August. Die Chancen stehen 50:50. Aber er soll diese Chance bekommen. Er ist so demütig, dankbar und nur eine Hand voll Hund und trotzdem so tapfer. Dabei wäre es so einfach gewesen, hätte er gleich medizinische Hilfe bekommen. Aber so mußte er monatelang leiden...

Bonus am 26.8.02 kurz vor der Operation
26.8.
Bonus wurde 3,5 Stunden operiert. Die Op hat er sehr gut überstanden. Ob sie gelungen ist, kann erst in 2-3 Monaten festgestellt werden. In dieser Zeit muß der kleine Junge auch schön brav seinen "Gehgips" tragen. Durch die lange Fehlhaltung von seinem Pfötchen haben sich die Sehnen verkürzt, das heißt sie sind ein bißchen verkümmert. Diese mußten erst mal gestreckt werden, bevor die Pfote repariert werden konnte. Das Pfötchen wurde mit zwei 20cm langen Nägeln versteift und total eingegegipst.
Ich weiß nicht was ich erwartet habe, aber als ich ihn abholte und er seinen Gips genauso leblos hinter sich herzog wie die ganze Zeit seine zertrümmerte Pfote, war ich schon sehr enttäuscht. Er war so tapfer und hat mich mit seinen großen fragenden Augen angesehen. Er wußte ja nicht was mit ihm passiert. Das eigentlich alles nur zu seinem Besten ist.
Auf der Pflegestelle wurde er sehr liebevoll empfangen, nur essen durfte er noch nicht, obwohl er so Hunger hatte. Und es stand alles schon parat.

27.8.
Heute mußte er zum Gips- und Verbandswechsel zum Tierarzt, der mit seinem Heilungsverlauf sehr zufrieden war.
Bonus - seine Pflegefamilie ruft ihn Bonny, was auch besser zu dem Kleinen paßt - bekam heute einen neuen Gips, einen leichteren zu abnehmen. Schließlich muß jeden Tag noch die Wunde verbunden werden. Mit dem neuen Gips stand er heute 2 mal, wenn auch nur kurz, auf seinem Pfötchen. Die Pflegefamilie achtet sehr darauf, daß er sein Bein immer mal gerade hinstellt. Was für den kleinen Bonny mit Sicherheit ungewöhnlich ist, da er sein Beinchen schon seit Monaten nicht mehr gebrauchen kann. Die Familie B. ist ganz begeistert von ihrem kleinen Schützling. Es ist ein so lieber und gleichzeitig ein fröhlicher Hund, so deren Aussage. "Wir werden ihn schon aufpäppeln."
Bonus am 27.8.02 mit Gipspfötchen
Ach ja, Fam. B. hat auch eine Außenvoliere mit Ziervögeln auf die hat er es abgesehen. Da saust er hin, steigt hoch, und schlägt mit seinem Gipsbein dagegen. Ich möchte wetten, er schafft es noch die Voliere zu zertrümmern. Es wird ihm zwar verboten, nein, das darf man nicht usw. Aber wenn es auch ein Boxermix ist, da schlägt doch der Boxer durch... Dummes Gesicht, ich habe verstanden usw. und wenn er denkt er ist unbeobachtet, wird ein neuer Angriff gestartet...
Alles in allem ein fröhliches Kerlchen, der doch hoffentlich irgendwann die richtige Familie findet.


10.9.
Leider gibt es keine aufmunternden Neuigkeiten von Bonus zu berichten.
Zweimal in der Woche muss der Verband gewechselt werden. Er hat schon einige (7) Schühchen verschliessen, weil er ab und zu sein Beinchen immer noch nachzieht. Die Nerven in der Pfote sind definitiv abgestorben.



Wir versuchen es jetzt noch mit einer Elektrotherapie, um vielleicht seinem Gehirn begreiflich zu machen, dass da doch noch ein Gefühl in der Pfote ist. Man kann keine Voraussagen auf eine Besserung machen. Besonders gut sieht es aber nicht aus. Aber ich glaube nicht, dass irgendwann doch die Entscheidung "Amputation" getroffen werden muss...


14.9. Bonny sieht - wie auf den Bildern zu sehen ist - sehr gut aus. Auch hat er einige Kilos zugenommen und die Rippen sind kaum mehr zu sehen. Sein Pfötchen ist immer noch dick geschwollen. Mehr Ruhe würde seinem lädierten Fuß gut tun.
Aber... er ist nicht zu bremsen. Er tollt nur den ganzen Tag mit seinem Spielzeug herum, will nur spielen, gassigehen und durch den Garten sausen. Er bringt es sogar fertig mit seiner gesunden Pfote im Garten Löcher zu graben, um die Kauknochen zu verstecken.


Auch der wildeste Krieger braucht zwischendurch mal eine Ruhepause.
26.09.07
Eigentlich wollte ich schon früher etwas über Bonny schreiben. Aber ich muß gestehen, ich war nervlich nicht dazu in der Lage.

Definitiv steht nun fest, daß die Op nicht den gewünschten Erfolg erzielt hat.

Unser Tierarzt hat mich zur Diagnosesicherung noch in eine Tierklinik geschickt. Dort waren wir auch am Dienstag.
Er hat laut der Tierklinik sehr gute Arbeit geleistet und es hätte funktionieren können, wenn die Sehnen nicht so stark verkürzt wären. Wir hatten die Hoffnung, dass sich die Sehnen durch die Op etwas strecken würden.

Wir könnten in der Tierklinik noch einen Versuch wagen, eine neuerliche Operation - wenn die Voraussetzungen gegeben sind. Diese müssen erst noch mit unserem Tierarzt besprochen werden. Es hängt von verschiedenen Faktoren ab.

Diese Op ist sehr aufwendig, dauert Stunden. Auch werden Knochen transplantiert. Der Tierarzt hat sich trotzdem ausbedungen, wenn er sich zu einer Op entschließt, sich die Option einer Amputation offen zu lassen. Der Kostenvoranschlag beläuft sich auf 1100.- Euro ohne Nachsorge. Und wir haben noch nicht einmal die Rechnung der ersten Op. Ich weiß nicht was tun? Bin einfach fertig mit den Nerven, könnte nur noch heulen, bin übernervös und aggressiv. Es gibt in meinem Umfeld verschiedene Stimmen, die zu sofortiger Amputation raten. Bein ab, Problem gelöst, jede Menge Geld gespart. Aber Bonny ist noch so jung, und ein Vorderbein zu amputieren ist für einen Hund problematischer als ein Hinterlauf. Und keiner von denen muß diesem lebenslustigen, tapferen Kerl in die Augen schauen.

Mir bleibt nichts anderes übrig, als abzuwarten, bis die beiden Tierärzte zu einer Entscheidung gekommen sind. Ich hoffe noch diese Woche. Dann entscheidet sich, eine sofortige Amputation, oder eine neuerliche Op mit 50% Chance. Es stellt sich auch die Frage, kann ich es wagen eine so kostspielige Op durchführen zu lassen, ohne Garantie, dass es klappt. Nur des Versuchs wegen?

Unsere 1. Vorsitzende Ute Helweg-Laue hat mich beruhigt. Er soll jede Chance bekommen, die wir ihm geben können. Was bleibt, ist ein riesengroßer Kloß im Magen.
Ich hoffe und bete, dass er noch einmal operiert werden kann!

29.09
Seit Donnerstagmorgen weiß ich nun, dass Bonny eine zweite Chance erhält. Die Pflegefamilie mußten ihn gleich nochmal in der Klinik vorstellen. Sie müssen mit dem Kleinen vor der nächsten Op krankengymnastische Übungen machen um die Sehnen zu strecken. Wenn sie nicht entsprechend gedehnt werden können, dann...
Auch müssen sich die implantierten Nägel problemlos herausziehen können. Es gibt noch so viele Faktoren, die eine erneute Op scheitern lassen können. Aber die endgültige Entscheidung wird während der Operation getroffen. Mein Kopf ist irgendwie nicht mehr aufnahmefähig, wenn ich mit dem Arzt telefoniere. Deshalb kann ich mich auch an Einzelheiten nicht mehr erinnern. Vielleicht möchte ich es auch nicht, Problemverdrängung nennt man so etwas, glaube ich.

Gestern nachmittag rief mich unser Tierarzt an und machte den Vorschlag Bonnys Beinchen vor der neuen Op 4 Wochen in einen Streckgips zu legen, um einen neuen Versuch "Sehnenstreckung" zu starten. Auch er macht sich Sorgen um diesen Wirbelwind. Ich werde morgen mit der Tierklinik sprechen, ob sie darin noch eine weitere Möglichkeit sehen. Bonny muß auch morgen wieder in die Klinik. Ich denke, dann wird über einen möglichen Op-Termin gesprochen. Ich weiss nun auch, wenn amputiert werden muß, dann wird ihm das Beinchen direkt am Brustkorb amputiert. Es wird kein Stumpf bleiben.

Ich habe auch schon vorsorglich mit einem Sanitätshaus in Kaiserlautern Kontakt aufgenommen. Der Geschäftsführer hat mir Hilfe zugesichert, sei es eine Geh-Orthese oder eine Prothese. Auch der Preis hält sich im Rahmen. Ich freue mich, daß es noch Menschen gibt, die die Not erkennen...

4.10
Bonny wird am Dienstag, 8.10. in der Tierklinik erneut operiert.

8.10.02
Mit Herzklopfen habe ich heute Mittag in der Tierklinik angerufen. Bonny hat seine Chance - wenn auch nur 50% - bekommen. Es wurde nicht amputiert.
Es gab zwar ein paar kritische Momente während der Op, die aber doch noch gemeistert werden konnten. Bonnys Pfote wurde in die richtige Richtung gebracht (hoffentlich spielen die Sehnen mit) und mit Platten versteift. Wenn ich alles richtig verstanden habe, wurden auch Knochenstücke aus der Hüfte implantiert.
Es wird sich jetzt während der nächsten 6 Wochen zeigen wie weit die Operation erfolgreich war. Er muß mit seiner Pflegefamilie zweimal in der Woche zum Verbands- und Schienenwechsel in die Klinik.

Ich habe nicht viel von dem verstanden was der Arzt mir am Telefon erzählt hat, für mich war nur ein Satz wichtig: er hat sein Beinchen behalten.

Er wird zwar nie richtig laufen können, das wäre ein Wunder, aber man darf doch noch an Wunder glauben dürfen.
Bonny liegt zur Zeit noch in der Tierklinik und darf erst morgen abend nach Hause. Er darf nach Hause - er weiß es noch nicht - er hat ein Zuhause gefunden, die Pflegefamilie hat mich gestern abend angerufen und mir mitgeteilt: "egal, wie die Op ausgeht , Bonny bleibt bei uns." Ein Lichtblick im Dunkel...

9.10.02
Bonny ist endlich Zuhause. Er hat sich vor Freude bald überschlagen als er sein Pflegeherrchen sah. Er muß die nächsten 6 Wochen eine Schiene tragen, die ihm unter Umständen starke Druckstellen zufügen kann. Wir dürfen auf keinen Fall Mitleid zeigen und ihm die Schiene wegen den evtl. Druckstellen abnehmen. Zweimal pro Woche wird der Verband gewechselt und die Schiene neu angelegt. Das Schwierigste wird wohl sein, diesen Springteufel 6 Wochen an der Leine und im Garten ruhig zu halten. Er hat absolutes Spaziergeh-Verbot.

Bonnys Pfötchen steht jetzt wieder in die richtige Richtung und ist mit Platten fixiert, die in einem Jahr wieder entfernt werden müssen. Es wurden ihm auch aus der Schulter Knochen entnommen und in die Pfote implantiert. Durch die krankengymnastischen Übungen vor der Operation ist es auch gelungen die Sehnen etwas flexibler zu machen.
Die Hoffnung wächst wieder...

7.11.02
Am 31.10. war nun der große Moment. Die Schiene kam nun endgültig runter. Es hatten sich auch schlimme Druckstellen entwickelt. Die Op scheint gelungen, vorsichtig ausgedrückt. Bonny bekommt jetzt jeden Tag krankengymnastische Übungen und nach wie vor 2x in der Woche Verbandswechsel in der Tierklinik. Es wird jetzt wöchentlich ein leichterer Verband angelegt. Sein Pfötchen steht nun in der richtigen Richtung. Aber Bonny kapiert immer noch nicht, dass er eine Pfote hat, die er durchaus wieder belasten kann. Ab und zu läuft und steht er auf seinem Pfötchen, nur wenn er müde wird, schleift er sein Beinchen wie früher hinter sich her. Aber der Orthopäde in der Tierklinik ist sehr zuversichtlich. Dies wird noch ein weiter, schwerer Weg für diesen Boxerlümmel und seine "Pflegefamilie". Ich schreibe bewußt Pflegefamilie, da er noch viel Pflege, Verbandswechsel und krankengymnastische Übungen über Monate braucht. Der Junge hat nach wie vor Leinenzwang, aber es geht leider nicht anders. Ich finde es toll, was diese Familie für Bonny macht und die weite Strecken 2x in der Woche zur Tierklinik fährt. Wir aber müssen weiterhin die Daumen drücken und hoffen. Irgendwann kapiert es der junge Mann: ich habe wieder 4 Pfoten zu laufen.

Er wurde jetzt zweimal operiert, er ertrug alle Schmerzen und Behinderungen tapfer. Wir haben gehofft, gebangt und mit ihm gelitten.

Die Liebe und die Pflege bekommt er von seiner Pflegefamilie, die können wir ihm nicht geben. Aber wir von der Boxernothilfe, mit unseren Mitgliedern, Freunde und Förderern werden alles tun was in unserer Macht steht um ihm weiterhin die tierärztlichen Behandlungen angedeihen zu lassen, die er braucht, um sein Beinchen zu erhalten. Versprochen!.

7.05.03
Bonny hat sich sehr gut erholt.












Kontakt: Vera Dengel
Gebietsbeauftragte Rheinland-Pfalz / Saarland / Hessen
Tel: 06371 / 1 24 56
Email: VeraDengel@boxernothilfe.de