Bosco


12.12.2004
Hallo Leute!

Mein Name ist Bosco und ich komme aus Mailand.
Hört sich toll an, war es aber nicht. Ich hatte jedoch das große Glück, daß man dort auf mich aufmerksam wurde und mich nach Deutschland brachte. Dort kam ich in eine Pension. War eigentlich ganz toll. Besser als alles andere, was ich so kannte. Die nette Frau gab mir Futter und Wasser, sie sprach mit mir und manchmal kamen zwei nette Leute, die sogar mit mir spazieren gingen und super nett zu mir waren. Ich war glücklich. Doch eines Tages kamen drei Leute. Sie spielten und schmusten mit mir und wir sind gemeinsam durchs Feld gelaufen. War ein toller Nachmittag. Wir hatten viel Spaß. Bis dato hatte ich aber nicht verstanden, warum diese Leute zu mir gekommen sind und wir diesen Tag zusammen verbracht hatten. Leider sind die dann auch wieder gefahren. Die Frau und das Mädchen haben geweint (warum nur?) und sie hatten mir eine Decke geschenkt, auf der ich auch sehr gut geschlafen habe. Die Frau hatte mir beim Abschied noch etwas ins Ohr geflüstert, was ich jedoch nicht so richtig verstanden hatte. Meine Deutschkenntnisse waren noch nicht so toll. So, nun waren sie weg und ich ging wieder in meinen normalen Alltag über. Dann kam der 14.05.2004. Da waren diese drei Leute wieder. Nur diesmal war alles ganz anders. Sie hatten ein Halsband und eine Leine für mich mitgebracht. Ich durfte sogar in ihr Auto springen. Ich war völlig aus dem Häuschen. Meine Futtergeberin und mein Spazierfreund haben sich von mir verabschiedet. Ich sollte also verreisen, aber wohin ging diese Reise? Sie führte mich schließlich nach Aachen und ich begriff langsam, daß diese Leute jetzt meine Leute sind und deshalb werde ich sie euch erstmal vorstellen:






Also, da ist mein Freund Stephan, bei dem darf ich fast alles, nur nicht auf die Couch oder ins Bett. Kann ich mit leben. Dafür kann ich mit ihm am besten toben, der sich nicht so zimperlich. Wir sind halt richtige Kerle. Noch dazu kommt, daß Stephan hervorragend kochen kann (lecker!!!!) und er immer etwas mehr macht, damit ich auch auf meine Kosten komme.










Das ist meine Freundin Kirsten. Kirsten geht mit mir joggen und ganz viel spazieren. Wir sind ein richtig gutes Team.









Und dann ist da noch meine kleine Freundin Marina. Bei ihr ist es besonders toll. Sie hat ein schönes Zimmer, in dem ich alles darf (ins Bett, auf die Couch), mit kleinen Kuscheltieren spielen, Socken klauen, nur diesem kleinen Geselle - ich glaube, es ist ein Meerschweinchen - darf ich nichts tun. Auch gut!

Und dann ist da noch eine total nette Dame. Omi heißt sie. Wenn ich Omi sehe, fange ich immer an zu sabbern, weil sie immer Leckerchen für mich hat. Wenn meine Leute mal wohin müssen, wo ich nicht mit kann, dann darf ich bei Omi bleiben.

So, das sind meine Leute.

Aber ich fange besser noch einmal von vorne an. Es war, wie gesagt, der 14.05.2004 und wir fuhren in eine für mich unbekannt Zukunft.

Wir sind angekommen. Wir gingen in eine große Hütte. Ich hatte Angst. Man hat zwar versucht, mich zu beruhigen und mir alles gezeigt. Doch dort waren Geräusche, die ich vorher noch nie gehört habe, also dachte ich, es wäre wohl besser, ich würde mich erstmal nur im Garten aufhalten. Als ich da so lag und mich langsam wohl fühlte, kamen noch andere Leute, die mir alle etwas mitbrachten. Die waren alle so nett. Doch ich konnte mich noch nicht so richtig darüber freuen. Alles war so neu. Nach etlichen Stunden sind meine Leute jedoch in die Hütte gegangen und ich fand es dann auch besser, ihnen zu folgen. Wir sind dann Treppen hochgegangen, die ich nicht mehr runter wollte. Es war zu groß. Ich wurde panisch. Zum Glück war mein Freund Stephan da, der mich dann liebevoll auf den Arm nahm und mich runtertrug. Unter angekommen, bemerkte ich noch ein Lebewesen in dieser Hütte. Eine Katze! Was nun? Kirsten erzählte mir, dies sei Mischu. Mischu würde auch hier wohnen und wenn ich ihr nichts tun würde, würde sie mich auch in Ruhe lassen. So haben wir uns dann auch geeinigt. Mischu ist ganz OK. Wir akzeptieren uns, die große Liebe wird es jedoch wohl nie geben. Nun gut, sie lebt schon lange hier und das soll auch so bleiben.

Jetzt noch einmal zu meinen Treppen. Alle Stufen bin ich hochgelaufen, einige auch wieder runter aber diese eine Etage konnte ich einfach nicht überwinden. Dann kam auch noch das Schlimmste. Stephan mußte für ein paar Tage weg. Was jetzt? Wie komme ich diese Etage wieder runter? Kirsten hatte eine tolle Idee. Sie wollte mich tragen. Auch das noch. Sie hat versucht, mich auf den Arm zu nehmen. Wir sind dann gewackelt und schließlich zusammen auf das Bett gefallen. War total lustig, aber nicht die Lösung des Problems. Also habe ich mir gedacht, dann muß ich eben etwas unternehmen. Ich hatte die Wahl, entweder blieb ich so lange oben und wartete auf Stephan - konnte jedoch einige Tage in Anspruch nehmen - oder ich ließ mich von Kirsten tragen, was totaler Selbstmord war, oder ich mußte die Treppe selber laufen. Ich entschied mich für letzteres. Nein, was war ich glücklich, als ich unten ankam. Alle haben sich gefreut und geklatscht. Vor lauter Freude bin ich dann auch gleich bis in den Keller gelaufen. Ich muß gestehen, Treppenlaufen ist einer meiner großen Leidenschaft geworden. So bin ich immer bestens darüber informiert, was so in meiner Umwelt abläuft. Wer was macht und wer sich wo aufhält. Ich könnte ja etwas verpassen.

So vergingen die ersten Tage in meinem neuen Zuhause. Ich mußte viel lernen. Meine Angst ließ langsam nach. Meine Leute haben mich ganz behutsam an Geräusche gewöhnt, wie z.B. von der Spülmaschine. Was ist eine Spülmaschine? Jetzt weiß ich es. Es ist eine tolle Erfindung. Es werden schmutzige Teller und Tassen hineingestellt, die man hervorragend ablecken kann. Ich habe auch für einige andere Dinge meine Zuneigung entdeckt. Ich liebe kleine Stofftiere, Socken, Schuhe, Taschen usw.. Eigentlich alles, was man wegtragen kann. So war ich an einem Tag bei Stephan in der Garage. Wollte wissen, was der da so treibt. Ich entdeckte wunderschöne kleine Dinger. Die habe ich gleich mitgenommen. Einige Zeit später wunderte ich mich darüber, warum Stephan so aufgeregt umherlief und nach etwas suchte. Es waren doch wohl nicht meine kleinen Dinger? Doch, sie waren es. Diese Dinger nannte man Schrauben und er mußte die Schrauben unbedingt wieder für das Auto haben, welches er reparierte. Zum Glück war keiner böse auf mich. Sie fanden es sogar lustig. Denn jeder sagt, daß ich ein Sammler bin. Ich mache ja nichts kaputt, ich kann nur leider alles gebrauchen. Wenn ich so weiter mache, bekomme ich bestimmt mein eigenes Zimmer, wo all diese schönen Sachen ihren Platz finden. Mein eigenes Hundebett im Zimmer von Kirsten und Stephan habe ich schon. Es ist wunderbar. Und wenn wir abends meine Freundin Marina ins Bett bringen, lege ich mich zu ihr und gebe ihr noch einen ganz dicken Gute-Nacht-Kuß. Sie findet es herrlich (und ich erst).

Es kam der Tag, an dem ich das erste Mal für einige Zeit alleine bleiben mußte. Das habe ich nicht verstanden, wo doch immer alle da waren. Aber ich hatte die Zeit genutzt, um mein Talent als Innenarchitekt einmal richtig unter Beweis zu stellen. Die Blumen habe ich umgestellt, die Fensterdekoration war auch nicht so mein Fall und die Kleider von Kirsten fand ich nicht mehr so chic. Auch habe ich erstmal die Betten richtig gemacht und für einen guten Geruch im Schlafzimmer gesorgt. Mit meiner Arbeit war ich richtig zufrieden. Meine Leute haben Bauklötze gestaunt als sie wieder nach Hause kamen. Ich denke auch, daß mein Talent angekommen ist, denn es gibt weder neue Blumen, noch eine neue Fensterdekoration. Wer braucht das auch schon? Gut, daß ich in dieses Haus eingezogen bin.

Kirsten erzählte mir, daß ich bald zur Hundeschule gehen muß. Ich freute mich darauf. Jetzt bekam ich bestimmt auch Butterbrote geschmiert und ich konnte mir etwas zu Trinken mitnehmen. Wie bei Marina. Die muß auch jeden Tag in die Schule. Doch es kam ganz anders. Stephan und Kirsten fuhren mit mir gemeinsam dorthin. Sie hatte auch keine Butterbrote für mich gemacht. Was sollte das? Dort angekommen, traute ich meinen Augen nicht. Es waren sehr viele Hunde dort und die durften alle frei laufen, d.h. ohne Leine. Ob ich das auch durfte? Ja, Stephan hat mich zum ersten Mal von der Leine gelassen. Ich lief wie ein Wilder durch die Gegend. Man, was hatte ich für einen Spaß. Doch der Spaß war nicht von langer Dauer. Ein großer Mann hat nach ca. 10 Minuten gerufen: "Der Boxer an die Leine!" Warum? Es lag wahrscheinlich daran, daß ich mich mit einigen Hunden nicht so gut verstanden habe. Was wollten die auch immer stärker sein als ich. Ich bin der Boss! Die anderen hatten aber leider wenig Verständnis dafür. Da hatte sich das Thema "Spielstunde" in der Hundeschule für mich sehr schnell erledigt. Stephan und Kirsten haben mich aber getröstet und mir versprochen, daß sie für mich zu Hause auch Freunde zu spielen finden würden.

Zur Trainingsstunde gehe ich allerdings. Stephan macht das mit mir. Wir sind mittlerweile ein ganz tolles Team. Es reißt mich zwar nicht so vom Hocker, aber wenn es unbedingt sein muß. Ich habe schon sehr viel gelernt. Ich höre jetzt auf meinen Namen und führe kleine Kommandos aus (sitz, platz und fuß). Das alles hat dazu geführt, daß ich jetzt beim Spazierengehen auch ohne Leine laufen darf. Es ist ein ganz tolles Gefühl. Ich bin total stolz, wenn ich vor meinen Leuten laufen darf und auf sie warten kann. Nur wenn andere Hunde kommen, muß ich zurück und an die Leine. Zumindestens erstmal, bis sich herausgestellt hat, ob ich den anderen Hund mag oder nicht. Das kommt dann ganz auf meine Laune an. Mal mag ich den, mal mag ich ihn nicht. Nur die Weibchen, die mag ich immer. Ich habe auch ein paar Freundinnen gefunden. Sogar ein Boxer-Weibchen. Snoopy heißt sie. Die ist total lustig. Wir verabreden uns schon mal zum Spielen und Gassi gehen. Ach, was haben wir dann für einen Spaß. Neulich war Snoopy sogar bei mir zu Hause. Da konnte ich ihr alles zeigen. Wir waren so aufgeregt, daß wir gar nicht gemerkt haben, daß wir fast das ganze Haus auf den Kopf gestellt hatten. Mit Mädchen kann mal viel besser spielen. Die wollen nicht immer zeigen, daß sie stärker sind als ich. Das kann ich nämlich gar nicht leider und macht mich super sauer. Deshalb gibt es auch immer Krach.

Meine Leute haben von Urlaub gesprochen. Was ist Urlaub? Kirsten sagte mir, wir könnten dann richtig entspannen, schwimmen und spazieren gehen usw. Habe ich doch alles. Wozu brauche ich Urlaub?

Es ist der 31.07.2004. Zuhause ist es ungemütlich. Überall stehen Taschen. Es ist wohl soweit. Wir fahren in den Urlaub. Sogar mein Hundefutter wurde eingepackt. Stephan packt das Auto voll. Hoffentlich bleibt für mich auch noch ein Plätzchen übrig. Meine Panik war natürlich mal wieder unbegründet. Natürlich hatte Stephan für mich Platz geschaffen. Ich mußte also nicht hier bleiben. Sogar für Mischu war noch ein Plätzchen frei. Wir hatten ein paar Stunden Autofahrt vor uns. Aber es hat sich gelohnt. Im Urlaub angekommen, zogen wir wieder in ein Haus ein. War zwar nicht so groß, wie unser richtiges Zuhause, doch man hatte genug Platz. Mischu hatte einen Vorteil. Sie kannte sich schon dort. Sie war schon häufiger da. Deshalb hatte sich auch dort wieder Heimrecht. Mir war es egal. Hatte ich doch meine Leute den ganzen Tag rund um die Uhr um mich. Was gibt es schöneres für einen Hund. Wir haben tolle Sachen gemacht. Morgens bin ich mit Kirsten aufgestanden. Wir sind dann ganz lange spazierengegangen. Erst durch Felder, dann Wald um zum Schluß durch das kleine Dorf. Dort haben wird noch schnell Brötchen und die Zeitung gekauft und dann ging es ab zum Frühstücken. Danach haben wir immer etwas unternommen. Wir waren sogar an einem großen See schwimmen. Es war wunderbar.

Auch der schönste Urlaub geht einmal zu Ende. Aber das war bestimmt nicht mein letzter Urlaub. Nun bin ich wieder zu Hause in Aachen. Ich fühlŽ mich gut. Ich bin richtig entspannt. Im Moment liege ich im Büro bei Kirsten und sie schreibt für mich diese Geschichte. Meine Deutschkenntnisse sind zwar enorm gestiegen, doch schreiben kann ich immer noch nicht. Egal, Kirsten erledigt das ja für mich und ich halte derweil mein kleines Verdauungsschläfchen. Ich liebe diese Menschen sehr und deshalb möchte ich immer in ihrer Nähe sein. Hoffentlich haben wir ein langes, glückliches und zufriedenes Leben miteinander.

Der Sommer neigt sich dem Ende entgegen und ich habe in dieser Zeit vieles gelernt. Die Hundeschule habe ich zum Glück auch hinter mich gebracht. Mit Erfolg sogar. Jetzt brauche ich da nicht mehr hin, weil meine Familie meint, daß ich gut höre und was die mir in der Schule jetzt noch beibringen wollen, wäre sowieso nur Blödsinn. Ich flippe auch nicht mehr so aus, wenn ich mal alleine zu Hause bleiben muß. Ich habe jetzt verstanden, daß alle Leute wieder nach Hause kommen und mich keiner verläßt.

Es ist Herbst. Die Blätter fallen von den Bäumen und es macht riesigen Spaß darin zu spielen. Mit meinen Freunden treffe ich mich manchmal und wir spielen Nachlaufen. Ich kann jetzt auch immer öfter gewinnen, denn ich bin ein Jogger-Hund.

Ach, was soll ich sagen, wir fahren wieder für eine Woche in den Urlaub. Super!!!!! Nur diesmal fährt Mischu und Stephan nicht mit. Die müssen leider zu Hause bleiben. Wir fahren wieder nach Hessen in unser kleines Haus.

Der Urlaub war ganz anders als im Sommer. Wir konnten ja nicht schwimmen gehen, es war zu kalt. Klar, es ist ja auch Oktober. Dafür haben wir andere schöne Dinge gemacht.

So habe ich den Herbst auch hinter mich gebracht. Jetzt ist Winter. Neulich hatte es geschneit und ich konnte mit Schnee gar nichts anfangen. Ich habe zuerst gedacht, daß Kirsten mir eine Freude machen wollte und hat für mich alles weiß gemacht. Aber das war sie gar nicht. Diese weißen Dinger kommen vom Himmel. Ich lerne immer wieder neu dazu. Was habe ich nur in allŽ der Zeit verpaßt. Aber das werde ich jetzt mit meiner Familie alles nachholen.

Wir stehen kurz vor Weihnachten (was auch immer das sein mag!) und Kirsten hat es uns richtig gemütlich gemacht. Überall stehen Kerzen und es ist auch eine neue Fensterdekoration da. Die soll auch bleiben, denn ich finde diese richtig schön. Wir haben auch schon über einen Weihnachtsbaum gesprochen. Was ist das bloß? Naja, ich werde mich überraschen lassen. Wenn das nichts ist, werde ich schon dafür sorgen, daß der Weihnachtsbaum wieder weg kommt. Da mache ich mir überhaupt keine Sorgen. Denn alles, was mir bis jetzt nicht gefallen hat, wurde entsorgt und nie wieder neu angeschafft. Meine Meinung und insbesondere mein guter Geschmack ist hier überaus gefragt.

So Leute, daß habe ich alles in dem halben Jahr bei meiner neuen Familie erlebt. Ich werde Euch alle auf dem Laufenden halten und mich nächsten Jahr wieder melden. Ich hoffe meine Geschichte hat allen gefallen und alle Leute, die mir geholfen haben, sind froh, daß es mir richtig gut geht. AllŽ Eure Bemühungen haben sich gelohnt. Ich bin wieder glücklich. Meine Depressionen habe ich hinter mir gelassen. Es fehlt mir an nichts und ich würde mit keinem mehr tauschen wollen. Nur manchmal werde ich traurig, wenn ich daran denke, daß noch so viele meiner Kollegen in Vergessenheit sind. Deshalb bitte ich Euch Menschen sehr, laßt sie nicht im Stich. Wie Ihr wißt, sind wir Hunde überaus dankbar, haben ein übergroßes Herz und werden Euch auf Euren Wegen immer begleiten, wohin sie auch führen mögen.

Ich wünsche euch allen frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr (ich frage mich nur, wie das gehen soll)

In Liebe und tiefer Dankbarkeit

Euer Bosco!