Brunos Tagebuch


Bruno Wie wir ja jetzt alle wissen, hatte ich keine schöne Vergangenheit. Aus Ungarn kam ich zu meinen neuen Freunden in Deutschland, wo sie mich erst etwas aufpäppelten, um dann eine/n neue/n Partner/in zu suchen. So geriet ich auf die Homepage im Internet und wunderte mich wie schnell das mit den Kontakten klappte.

Tag 1
Mann bin ich aufgeregt. Erst traf mich meine Infektion im Magen- und Darmbereich wie ein Keulenschlag und jetzt sagte mir Vera, daß ich heute vermittelt werde. Peter aus Frankfurt kommt. Den hatte ich ja schon letzten Donnerstag kennengelernt, wie er mich auf dem Untersuchungstisch im Arm hielt. Ich glaube, der ist ganz in Ordnung.
Die Zeit will einfach nicht vergehen. Meine Leute aus dem Tierheim haben mich auf den Auslaufplatz gebracht. Vor lauter Aufregung habe ich den Tierpfleger etwas geknappt. Endlich sind Vera und Peter zu sehen. Wir gehen erst einmal spazieren. Das tut gut. Unterwegs treffen wir die ganze Ausgehmannschaft aus dem Heim mit meinen Kumpels.

Endlich ist es so weit, auf Wiedersehen zu sagen. Vera hat ein paar Tränen in den Augen. Ich mag sie auch sehr gerne, ich bin aber auch gespannt, auf das, was vor mir liegt. Wir sehen uns bestimmt wieder.

Das Auto roch sehr nach Hund. Peter erzählte mir von seinem Urlaubsboxer und von seiner Aika, die im Mai verstorben war. Also fühlte mich gleich sehr heimisch. In Kaiserslautern schaute ich noch einmal aus dem Fenster, auf der Autobahn war ich dann sehr müde und schlief ein wenig. Vielen Dank an alle und Willkommen Zukunft.

In Frankfurt zeigte mir Peter meine Auslaufflächen, zunächst waren wir im Wald, kleine Runde. Roch sehr gut, Zeitung lesen satt. Anschließend war ein wenig Frankfurt für den Anfang kennen lernen angesagt. Mann ist das hier laut und lebhaft. Aber ich war brav an der Leine und gut geführt. Das Ziehen habe ich mir auch gleich abgewöhnt, sieht einfach besser aus, ein Boxer an durchhängender Leine...

Anschließend waren wir beim Italiener im Straßenrestaurant, wie aufregend. Es roch nicht nur gut, da liefen die tollsten Hunde vorbei und es gab auch etwas zu essen. Zweimal Makkaroni mit Olivenöl, mmh einfach lecker. Und Susanne, das Frauchen von Carlos, einem Boxer, den ich noch nicht kenne, kam auch noch vorbei. Es war einfach schön, wie ich aufgenommen wurde.

Zuhause waren Schmuseeinheiten angesagt. Ich durfte mir auch einen Sessel aussuchen. Entschieden habe ich mich noch nicht.

Spätabends gingen wir noch einmal um die vier Ecken. Ich war dann ganz schön müde und schlief schnell ein.
Peter rief noch einmal Vera an, um ihr zu berichten, wie es uns ergangen war.

Tag 2
Nachdem Peter sich stadtfein gemacht hatte, Mann brauchen die Menschen lange, ich schüttele mich nur ein wenig und schon bin ich fertig, na ja ich bin ja ein Boxer, ging es raus.

Diesmal war die Mainroute nach Offenbach und zurück durch den Stadtwald angesagt. Das war ein toller Weg. Ich interessierte mich nicht so sehr für die Enten und Schwäne, mehr für den Fluß. Peter musste schon aufpassen, daß ich dem nicht zu nahe kam. Schließlich trafen wir drei Hunde, die im Rudel frei liefen - und ich an der Leine. Das konnte nicht gut gehen. Also hat Peter mich losgelassen, obwohl er der Vera versprechen musste, mich in den ersten vier Wochen nicht abzuleinen.
Ich hatte aber schon einen so guten Draht zu Peter, daß das schon gut ging. Anschließend durfte ich auch noch frei laufen, ich habe natürlich aufgepasst, daß sich Peter nicht so weit von mir entfernte und ich ihn ggf. immer noch gut hören konnte. Zweieinhalb Stunden waren wir unterwegs, bis das Handy von Peter klingelte. Termin, kein Problem. Er orderte ein Taxi und ich habe mich fast brav verhalten. Der Taxifahrer gab uns zwei Tempos, damit Peter meine Hechelspuren beseitigen konnte. Es ging in die Innenstadt. Da war ja noch mehr los als in Sachsenhausen. So ist wohl die Großstadt.

Zuhause gab es wieder etwas zu essen, Putenbrust mit Nudeln, damit ich wieder zu Kräften komme. Aus der Apotheke besorgte der Peter sogenannte Astronautenkost, um mich aufzupäppeln. Ehrlich, so gut schmeckt das noch nicht. Vielleicht gibt es da noch andere Rezeptvariationen?

Dann musste ich wieder eine Schlafrunde einlegen. Diesmal lag ich auf dem Zweisitzer, immer mit aufmerksamer Blickmöglichkeit, damit mir ja nichts entgeht.

Den Tag beschloß ein abendlicher Rundgang in Sachsenhausen mit einem kleinen Halt in einem Biergarten, Die Leute, die Peter kennt sind alle wahnsinnig nett, ich habe vom Stummelwedeln fast einen Muskelkater.

Vera von meinem Einleben zu informieren hat fast schon Tradition. Sie war zwar von dem Leinenlos etwas erschreckt aber doch stolz, daß ich mich so brav verhalten hatte. Zufrieden schnarchte ich etwas durch das Telefon.

Tag 3
Ich habe gut geschlafen, direkt neben dem Bett von Peter. Ich fühle mich ganz wohl hier und Peter sagt, er ist auch sehr zufrieden mit mir. Ich sei wie ein Lottogewinn. Das freut mich, ich sehe das ähnlich.

Dann ging es auf die Waage. Ich habe seit letzten Donnerstag 2,3 kg zugenommen und meine typischen Boxerrundungen sind langsam zu erkennen.

Anschließend fuhren wir wieder in den Wald, neue Strecke, neue Hunde, neue Leute und auch noch frei laufen - toll.
Mittags gab es wieder Makkaroni mit Olivenöl, daran könnte ich mich gewöhnen.
Nachmittags habe ich tief und fest geschlafen, Peter schreibt für mich am Tagebuch.
Abends fahren wir zu Carlos, meinem Boxerkumpel. Wie das ausgegangen ist, werde ich morgen berichten. Ich bin schon sehr gespannt.

Tag 4
Ich schulde Euch noch den Bericht über mein Treffen mit Carlos von gestern abend. Ja, was soll ich sagen. Ein Bild von einem schwarz gestromten Boxerrüden, mindestens 10 kg schwerer als ich, ein Muskelpaket. Ich war schwer beeindruckt. Wir liefen auf einer riesengroßen Wiese, immer schneller, tollten übereinander und so. Carlos knurrte mich an, ich schubste mit den Schultern zurück. Aber alles blieb friedlich. Wir werden uns bei den nächsten Treffen sicher schon viel besser verstehen. Carlos leckte mir schließlich sogar die Lefzen und die Ohren ab. Zum Schluß tranken wir noch gehörig Wasser aus dem laufenden Wasserschlauch.

Heute war Frankfurt kennen lernen angesagt. Unglaublich viele Leute, Autos, Trubel, hohe Häuser, kannte ich ja bis jetzt nicht. Ich bin aber gut gelaufen, fast drei Stunden waren wir unterwegs. Gut es da immer mal wieder Brunnen gab, da konnte ich trinken.

Mittags waren Evi und Mathias da, das sind die Leute, die an meinem Transfer aus Ungarn maßgeblich beteiligt waren und die Vorkontrolle bei Peter durch führten (paßt der zu mir und so). Ich habe mich vielleicht gefreut, nicht nur wegen der mitgebrachten Leckerchen. An und für sich wollten die nach mir und nach Peter (paßt der wirklich zu mir) gucken. Na ja, ich glaube, das war nicht so rauszufinden, weil ich ständig bei und mit Evi gespielt habe. War aber trotzdem sehr nett. Ich sage Euch mal was, der Peter paßt wirklich gut zu mir. Dann hat Mathias noch Fotos von uns gemacht. Eins davon ist oben zu sehen.

Zum Schluß waren Peter und ich noch am Main und abends lernte ich wieder etwas Neues kennen. Ich fuhr in einem Zug, war ganz schön aufregend am Anfang. An jeder Station wollte ich aussteigen. Doch dann habe ich mich nach gutem Zureden von Peter beruhigt und habe mich hingelegt. Beinahe hätte ich die Zielstation verschlafen.

Tag 5
Also, Peter unternimmt ja wirklich viel mit mir. Er hat früher einmal Handball gespielt und war Schiedsrichter und Funktionär. Da haben die lange vor meiner Zeit einen "Stammtisch der Handballfunktionärsrentner" eingerichtet. Einmal im Monat treffen die sich und immer wo anders. Das war ein großes Hallo als die mich sahen, diesmal in Worms. Zunächst fuhren wir mit dem Nibelungenbähnchen durch die Stadt, wirklich interessant für die Gruppe, nehme ich an. Ich hatte auch viele neue Eindrücke, nahm das aber ganz cool und legt mich auf den Boden - schließlich. Ich gebe es zu, ich habe eine Vorliebe für Bänke und so. Schließlich kam ich doch noch hoch. Durch Zusteigende wurde der Platz ein wenig knapp und ich durfte den Rest der Fahrt auf dem Schoß von Peter verbringen.
Zum Schluß waren wir in einem Gartenlokal. Ich muß wirklich noch ziemlich verhungert aussehen. Vom Servicepersonal bekam ich nach Rücksprache mit Peter Schinkenstücke und Leber- und Blutwurst. Hat toll geschmeckt.
Auf dem Rückweg machten wir noch Station im Wald in Frankfurt. Hier kann man wirklich gut laufen, frei, wie ich es so gerne mag.

Liebe Vera, das ist meine liebe Chefin von der Boxernothilfe, Du kannst beruhigt sein. Wir beide passen gut auf einander auf. Peter läuft mir nicht weg.

Tag 6
Es ist heute am Sonntag schon gut warm und es soll ja noch wärmer werden. Peter und ich entschließen uns für die gemäßigte Runde, durch die Anlagen an den Main. Da ist was los. Na klar ist ja auch Wochenende. Auf den Wiesen jede Menge Liegende, Lagernde, Sonnenbadende, Spielende (tolle Bälle und so), auf dem Weg Inliner, Jogger, Fahrradfahrer, Fußgänger, natürlich auch Hunde- hochinteressant.
Am Anfang ließ Peter mich an der Leine, ich machte die gewohnt gute Figur. Dann häuften sich die Hundebegegnungen und ich an der Leine. Ich guckte zu Peter, wir stimmten uns kurz ab - okay, ohne Leine. Ging sehr gut, ich schaute immer, daß Peter mir nicht weglief. Und die Mitnutzer der Mainpromenade waren auch zufrieden.
Peter hat mir beigebracht, nichts aufzunehmen, was wir nicht abgesprochen haben. Natürlich liegt in der Stadt so einiges rum. Pommesreste, Hamburger, Hähnchenteile, Eiswaffeln. Man muß da schon vorsichtig sein, das kann ja auch schlecht oder vergiftet sein.

Wir gingen dann in ein Apfelweinlokal, was es hier nicht alles gibt. Schließlich kamen, na was, natürlich Hunde. Ein Huskie, ein Boordercollie, zwei Mixer, lief alles prima, nur der eine Mixer schimpfte etwas. Ich weiß gar nicht, was der hatte, ich war doch ganz lieb. Frankfurter Würstchen kenne ich jetzt auch. Zuerst wusste ich gar nicht, was das war, bis Peter die aufbrach und ich riechen konnte, was mir da vorlag. Ja, die waren dann schnell verspeist. Schöner Tag heute.

Fast hätte ich vergessen, zu schreiben, daß ich schon ansehnlich zugenommen habe. Heute morgen habe ich die 25 kg Schwelle überschritten. Toll, nicht?

Tag 7
Es ging wieder in den Stadtwald, ganz neue Runde. Hochinteressante Zeitungslektüre vorgefunden, ich schnuffle doch so gerne. Zum Glück hatte Peter Zeit. Wir waren in dem Gebiet, in dem einmal im Jahr der sogenannte Wäldchestag stattfindet. Unterwegs trafen wir natürlich, na was, ja, Hunde. Ist doch schön. Ich habe soviel nachzuholen. Doch ein Kuriosum muß ich doch erzählen. Wir waren fast am Ende unserer Tour, da lief ich ein wenig voraus, natürlich auch mal links oder rechts. Da hörte Peter plötzlich Hilferufe und ich auch. Klar, ich stand ja direkt vor den Rufenden. Zudem schrie ein kleines Mädchen laut auf. Peter kam sofort angerannt und blieb ganz ruhig. Zunächst beruhigte er die hektischen Zweibeiner. Ich stand nämlich vor einem riesengroßen Königspudel, Junge wie ich. Wir beide verstanden uns aber prima, also kein Grund zur Panik. Leute gibt's.
Abends waren wir zu Besuch bei Carlos. Es ging zunächst schon viel besser als am letzten Donnerstag. Da machte ich einen Fehler. Ich versuchte auf Carlos nach vielen Runden Tollerei über die Wiese aufzusteigen. Das mochte der natürlich nicht. Die Retourkutsche, daß er bei mir versuchte aufzusteigen, konnte ich natürlich auch nicht zulassen, also haben wir uns kurz und heftig "ausgesprochen". Peter schimpfte, wir vertrugen uns wieder und tranken gemeinsam aus einem Eimer Wasser. Anschließend gab ein Picknick im Freien. Was die Zweibeiner hatten, weiß ich nicht mehr, wir hatten Würstchen.

Schließlich versuchte Peter Carlos und mich zu fotografieren. Es war fast so wie die Beschreibung bei der Fotosession für einen Welpen auf dieser web site. Lag ich, lief Carlos weg, lag er, hatte ich etwas anderes interessantes entdeckt. Oder wir sprangen in das Gegenlicht. Also schnappte sich Peter uns und ließ uns drei fotografieren. Das Ergebnis, gibt es eins, wird u. U. in den nächsten Tagen hier zu sehen sein.

Pferde, alleine und vor der Kutsche und mit Zweibeiner oben drauf kenne ich jetzt auch. Die liefen nämlich da rum oder wurden trainiert. Sicher ganz interessant, meine Kumpel sind mir lieber.

Und dann gab es noch eine Riesenfreude an diesem schönen Tag. Ich bekam ein tolles Liegekissen, in ROT, passend zu meinem Outfit und zwei Spielzeugtiere (Karlie und Trixi) mit Quietschinnenleben, richtig lustig.
Erst war ich ja ein bißchen skeptisch und legte mich vorsichtig an den Rand zum schlafen, später lag ich aber richtig darauf, einfach Klasse, ich glaube, mein erstes Kissen oder Körbchen. Um mich weiter auf Fitneßkurs zu halten, machen diese Zweibeiner ja einiges. Ich esse jetzt für zwischendurch getrockneten Pansen und Ochsenziemer und wie dieses köstliche Zeug noch so alles heißt.

Tag 8
Heute bin schon eine Woche lang in Frankfurt und ich muß sagen, mir gefällt es hier richtig gut. Liegt sicher auch an Peter, mit dem ich mich sehr gut verstehe.
Wegen der Hitze, sind wir im Main und anschließend in der Stadt unterwegs. Peter traut mir ja nicht, so wie ich mich immer "recht nahe" für das Wasser interessiere. Ständig bin ich am Kai dran. Er hat wohl Sorge, daß ich da mal reinspringe.
In Frankfurt gibt es auf unseren Touren immer was zu trinken, sei es, daß die freundlichen Leute der Restaurantschiffe große Schüsseln mit Wasser für mich und meine Kumpel bereitstellen oder wir auf Brunnen treffen. Peter hilft mir, wenn das Wasser zu weit weg ist mit seinen wie zur Kelle geformten Händen oder ermutigt mich hochzuspringen, mache ich dann auch. Schön erfrischend bei diesen Hundstagen.
Mittags machten wir Station in einem Biergarten, wir waren schon einmal da. Wera, die Wirtin gab für mich eine Portion mageres Suppenfleisch aus. `Überhaupt muß ich sagen, die Leute nehmen mich hier - bis auf eine Ausnahme - unglaublich herzlich auf und freuen sich, ich mich natürlich auch. Viele sprechen mich oder Peter an, streicheln mich, haben freundliche Worte und interessieren sich für meine Herkunft.
Ja die Ausnahme, da hat sich wohl einer sehr vertan und beschimpfte Peter als Loddel mit seinem Loddelkampfhund. Peter verbat sich das mit gebotener Bestimmtheit. Ja weiße Boxer sind halt nicht so bekannt, jetzt wohl mehr.
Wir kamen in ein Gewitter, Mann war das laut und naß. Wir mussten uns unterstellen. Direkt in unserer Nähe schlug ein Blitz ein. Ich habe noch nicht einmal gezuckt.
Abends rief Vera an, wir haben uns schon zwei Tage nicht gemeldet. Sie war richtig "auf Entzug". Peter erstattete Bericht.

Tag 9
Obwohl ich weniger als zu Anfang esse, habe ich schon wieder ein Kilo zugenommen. Langsam ist zu sehen, wo ich meine Muskeln habe, an den Flanken und im Schulterbereich sind sie zu schon gut zu erkennen.
Inzwischen bin ich in Sachsenhausen "Stadtteilgespräch", so bekannt sind wir schon. Ich bin ja auch ein schöner Boxer mit meiner Augenklappe. Treffen wir Bekannte von Peter heißt es nur noch "Hallo Bruno" und ich werde gestreichelt, was mir gut gefällt. Na ja, Peter wird dann auch begrüßt, aber viel später.
Auf unseren Spaziergängen treffen wir jede Menge Hunde. Die kleinen sind zum Teil recht garstig, wahrscheinlich weil sie schlechte Erfahrungen gemacht haben. Aber ich bin immer ganz lieb. Mit Hugo dem Riesen Bobtail und Swima der Golden Retrieverin habe ich ganz toll gespielt und bin mit denen herumgetollt.
Ich habe sogar freilaufende Katzen getroffen. Fast alle liefen weg und blieben in gehöriger Entfernung stehen. Eine hat sich getraut, nach dem sie durch einen Vorgartenzaun gesprungen ist, stehen zu bleiben. Sie setzte sich hin und miaute. Ich war sehr neugierig und konnte gerade noch meinen Kopf zurückziehen, da sie mit ihrer Pfote nach mir ausholte und fauchte. Schade, ich hätte gerne mit ihr Freundschaft geschlossen.

Am späten Nachmittag ging es auf das Fahrrad, genauer gesagt ich in den Hänger mit Guckfenster und Peter strampelte und zog mich. Zunächst ging es durch die Stadt, eine ganz neue, tiefe Sehweise und ich brauchte nicht zu laufen. Das änderte sich dann, als wir im Wald angekommen waren. Zuerst sollte ich an der Leine "bei Rad" laufen lernen. Das brauchte ich gar nicht, denn ich lief sofort so, als ob es nie etwas anderes gegeben hätte. Dann die Kür: Am Rad freilaufen, klappte auch toll und machte mir ersichtlichen Spaß. Das Tempo durfte ich bestimmen und immer wenn ich mußte, blieb Peter stehen. Noch toller war es, als ich das Ziel erkannte. Wir besuchten Carlos, mit dem ich mich heute sehr gut verstand. Einträchtig tranken wir aus dem gleichen Eimer, tollten über die große Wiese und lagen gemeinsam unter dem Tisch - ohne Probleme. Carlos schmuste mit mir, schließlich erwiderte ich das. Den Spruch des Tages bildete das Frauchen von Carlos. Was gibt es schöneres als einen Boxer fragte sie. Natürlich zwei Boxer ... Recht hat sie. Zurück brauchte ich dann nicht mehr zu laufen, denn ich führ wieder in meinem Hänger. Ich durfte sogar durch die untere Klappe den Kopf heraushalten, weil ich ganz brav liegen blieb. Peter hat mich sehr gelobt.

Tag 10
Eigentlich wollten wir heute wegen der gestrigen Aktivitäten etwas weniger tun. Es wurde aber doch wieder ein längerer Spaziergang, da durch den nächtlichen Regen viele neue, aufregende Gerüche frei gespült wurden. Es ging durch die Anlagen an den Main bis zur Gerbermühle über die Eisenbahnbrücke auf die andere Seite und wieder zurück.
Hier in Frankfurt gibt es unglaublich viele Tiere, die ich schon getroffen habe. Natürlich Hunde, dann aber Katzen, Meerschweinchen, Hasen Möwen, Tauben, Schwäne, Enten, Gänse, Pferde, ich bin gespannt, was mir noch alles über den Weg läuft.
Am Main traf ich Enten und Schwäne, Tauben, ganz in der Nähe am Boden stehend oder liegend. Neugierig lief ich hin, welche Überraschung, die hauten alle ab. Nur die Schwäne nicht, mein lieber Mann, das sind ganz imposante Tiere. Die machten sich groß, breiteten die Flügel aus und fauchten ganz furchterregend. Sicherheitshalber blieb ich im gebührenden Abstand stehen und trollte mich dann.
Unter einer Brücke hatte sich doch tatsächlich ein Zweibeiner ein Schlafzimmer mit Bett, Nachtschrank und Beistelltisch eingerichtet. Der Inhaber schlief sogar noch, obwohl es schon helllichter Tag war.
Schließlich trafen wir noch auf zwei Jungen, die Indiaca spielten. Das ist ein größerer Federball, der, wenn man ihn schnell genug wirft, pfeifende Geräusche macht. Das war natürlich was für mich, da wollte ich mitspielen. Ich lief hin und her und wollte den Ball auch fangen. Doch die Jungen waren zu schnell und gute Fänger. War auch ganz gut so, vielleicht hätte ich da etwas kaputt gemacht.
Heute Mittag habe ich eine neue Variante als Zwischenmahlzeit bekommen. Hüttenkäse mit gekochtem Eidotter untergemischt. Das war so lecker, daß ich die ganze Schale in einem aufgegessen habe.

Tag 11
Eigentlich ist jeder Tag aufregend neu. Seit zwei Tagen schlafe ich auch auf dem Balkon, obwohl unten auf der Straße das "Leben tobt". Hochinteressant ist das alles. Peter kann ja nur vermuten, wie auch die tollen Leute von der Boxernothilfe, was mit mir in der Vergangenheit passierte, jetzt hole ich vieles nach, was meine Kumpel aufgrund ihrer "normalen Biografie" schon hinter sich haben.
Heute war Stadt, aber etwas weiter hinten, angesagt. Will heißen, wir liefen durch das südliche Sachsenhausen und schließlich in großer Runde in das Zentrum dieses schönen Stadtteils. Peter, wie immer, ausgerüstet mit Gefrierbeuteln, um meine Hinterlassenschaften aufzunehmen, an der Leine, klappte prima. Wir trafen viele Leute, die uns in verschiedener Art ansprachen. Peter kannte keine/n. Die meisten freuten sich und sprachen mich an und streichelten mich, nachdem sie sich bei Peter versichert hatten, was ich für ein lieber Boxer bin. Da gab es aber auch die anderen, Unwissenden, offensichtlich aufgrund diverser Medienberichte Verstörten, die mich mit einem Kampfhund verwechselten. Und wenn auch, es gibt davon ganz liebe. Wir begegneten heute MERLIN einem Bullterrierrüden, den Peter schon seit einer Reihe von Jahren kennt, wie er mir erzählte. Ein ganz lieber gelb gestromter Kumpel. Wir haben uns kurz beschnuffelt und ganz lieb miteinander gespielt. Und das mitten in der Stadt. Das hat dann keiner gesehen ...
Heute sind auch die Bilder von meiner letzten Begegnung mit Carlos fertig geworden. Wir haben sie an Vera gemailt. Vielleicht gibt es ja einen Abdruck in meinem Tagebuch. Hüttenkäse, meine neue Leibspeise, siehe gestern, heute Mittag wieder neu, einfach lecker.

Tag 12
Heute ist Drei Feste Tag hat Peter gesagt. Das heißt, daß wir drei Feste zu Fuß besuchen wollen. Am Flohmarkt vorbei, schmuddelige Veranstaltung, an den Main und schon geht es in Richtung Offenbach, natürlich frei, wie ich es mag. Jede Menge Hunde und was für welche. Natürlich kommt Peter, der für mich redet, mit der/dem einen oder anderen Frauchen/Herrchen ins Gespräch. Drei der Vierbeiner kommen, wie ich, aus Ungarn, einer aus Spanien. Tolle Mixer und auch andere. Der erste, mit dem ich so ins Gespräch komme, ist ein Huskierüde. Lieb gespielt haben wir. Leider durfte der nicht von der Leine. Und dann ein riesiges Bernhardinermädchen, aber ganz ganz lieb, hat mir die Ohren abgeleckt. Sie durfte auch nicht von der Leine, da sie immer ganz gerne in den Main geht und dabei mal fast ertrunken ist. Sie steckte mit ihren Pfoten zwischen den Steinen fest. Von weitem sehe ich den nächsten Hund, oh oh ein freilaufender Rottweiler. Da nimmt mich Peter sicherheitshalber an die Leine, das macht der andere Zweibeiner auch. In gebührendem Abstand gehen wir ohne Palaver aneinander vorbei. Vielleicht wäre ja auch gar nichts passiert. Da kommen schon die nächsten, ein Schäferhund, ein Airdale Terrier - einfach toll hier. Und dann die beiden wolligen Mixermädchen, eine darf nicht von der Leine, da sie Inliner und Fahrradfahrer nicht mag, wohl aber die andere. Mit der, sie kommt aus einem Tierheim in Spanien geht die Jagd los, natürlich war ich schneller.
Schließlich sind wir beim Offenbacher Bierfest, Peter trinkt ein paar Kölsch vom Faß und trifft sich mit Maja, einer ehemaligen Arbeitskollegin. Eine liebe Person.

Anschließend geht es weiter zum Saisoneröffnungsfest der Frankfurter Eintracht am Riederwald. Es regnet, mir macht das aber nichts aus. Ich trinke von einem auslaufenden Wasserhahn. Habe alles, obwohl ich nicht abgetrocknet werden konnte, gut überstanden. Weiter ging es Richtung Friedberger Warte, doch leider war dort wegen einer geschlossenen Gesellschaft für uns zu. Das dritte Fest, das Mainfest sparten wir uns, da Maja sich kurzfristig mit uns ein zweites Mal verabredete. Sie holte uns im historischen Civic ab, räumte ein wenig um, um Peter und mir Platz zu schaffen und schon ging es zurück nach Sachsenhausen, wo wir in einem sehr schönen Apfelweingarten den Tag Revue passieren ließen.
Da wir überwiegend "aushäusig" waren, lernte ich auch anderes Essen kennen. Mir schmeckten zwei Handkäse ohne Musik und schließlich eine große Portion Maultaschen. Peter hat im Plan nachgemessen, wir waren rund 18 km zu Fuß unterwegs.

Tag 13
Peter hat ein wenig Muskelkater, wie er mir beim morgendlichen Schmusen erzählt. Ich merke nichts, habe aber nichts dagegen, daß der Tag heute ein wenig beschaulich verlaufen soll. Wir sind in mittlerer Runde in Sachsenhausen unterwegs, treffen Assi und Pumuckel alles verläuft prima. Am Main ist alles noch ruhig, am Wochenende ist ja später sonst hier sehr viel Betrieb. Peter holt Zeitungen, wir gehen zu Thomas und Pamela, den Wirtspaar vom Feuerrädchen zum Lesen. Schließlich kommen Bekannte von Peter, es gibt es freundliches Hallo, prima Leute, die mich auch ganz toll finden. Am Nachbartisch ein Schäferhund und ein Dobermann, der zunächst ganz schöne Vorträge hält. Ich bin ganz ruhig und freunde mich mit Henry dem British Buldog an, der ein wenig weiter sitzt. Zur Belohnung werde ich lieb gestreichelt und bekomme Leckerchen von Peter und testhalber trockenes Brot, schmeckt sehr gut.
Peter telefoniert mit Vera, die auch sehr zufrieden mit meiner Entwicklung ist. Inzwischen wiege ich 27,2 kg und bin fit "wie ein Turnschuh", wie man so sagt.

Tag 14
Wir sind auf dem Weg in den Wald, zu Fuß, weil wir eine ausführlicherer Runde machen wollen. Zunächst spiele ich mit Amanda einem entzückenden Wollknäuel von 15 Monaten im Riedhofpark. Bald hat sie keine Kondition mehr. Sie sollte sich vielleicht Peter und mir anschließen. Nach den gestrigen Regenfällen duftet alles im Wald "wie neu", auf jeden Fall anders. Ich bin nur schnuffelnd unterwegs. Zwischendurch einige Sprints kreuz und quer, es macht richtig Spaß. Auf einmal habe ich Peter verloren. Ich höre ihn zwar rufen und klatschen und pfeifen, doch woher kommt das alles? Peter erzählt mir anschließend, daß er mich immer mal wieder sah, ja klar, ich bin ja weiß und er heute dunkel gekleidet, nur ich sah ihn nicht. Hin und her lief ich und suchte ihn. Schließlich traf ich einen anderen Hund, gut so, weil den sah Peter dann auch. War das ein Wiedersehen. Mann, war ich in Not!
Ungarn muß hundemäßig ein Notstandsland sein. Wir haben schon wieder jemand von dort getroffen. Lieselotte, ein Riesenhund, schon elf Jahre alt, mit einer ganz schlimmen Vergangenheit. Habe ganz toll mit ihr gespielt. Sie war über zehn Jahre an der Kette und muß einen Schutz, wie einen Schal unter ihrem Halsband tragen. Ihr Herrchen erzählte, daß sie kein Fertigfutter kennt und er ihr jeden Tag mehrfach kocht. Schließlich noch Timmy, ein französischer Briard von beachtlicher Größe. Dessen Frauchen war ganz aufgeregt, daß Timmy mit mir nicht schimpft oder schlimmeres vorhat - lief aber alles ganz prima.
Weiter ging es auf der anderen Seite in Richtung Rennbahn. Leider waren dort keine Pferde mehr zu sehen, obwohl Training für den nächsten Renntag am Sonntag angesagt war. Gut, guckten wir den Golfern ein wenig zu und machten uns auf die Heimwegrunde. Unterwegs hatte Peter Durst, hatte ich nichts mit am Hut, weil leckere, klare Pfützen meinen Durst stillen konnten. Ich beschäftigte mich mit meiner Leine, die muß ganz schön was aushalten können. Peter schimpft ein wenig mit mir. Nun gut, lasse ich die Leine gehen und kaue ein wenig an seinen Händen oder Schuhen herum. Auch das will er nicht. Vielleicht nehmen wir auf den nächsten Spaziergängen etwas "zum Kauen" mit.
Zurück ging es am Main , diesmal von der anderen Seite, entlang. Gegenüber vom Mainfest wurde das Feuerwerk für heute Abend aufgebaut. Vielleicht gehen wir da mal hin, meinte Peter. Ihn interessiert, ob ich genauso unbekümmert, wie seine Aika, sein voriger Hund, bin. Mit der war er sogar zu Silvester am Main, da soll hier toll was los sein. Ich bin sehr gespannt. Weiter ging es nach Alt Sachsenhausen, hier war ich noch nicht - auch schön.
Mittags waren wir beim Italiener. Da habe ich erst einmal eine Runde geschlafen, immerhin, drei Stunden waren wir unterwegs.
Nachmittags war auch Siesta, zumindest für mich, angesagt.
Unsere Abendrunde begann zunächst ganz harmlos. Wir stellten uns an eine Straße, da kam ein Zug gefahren, na ja nicht richtig, immerhin. Peter erzählte mir, das sei eine Straßenbahn.
Wir fuhren und kamen, richtig, in einen Wald. Da konnte ich tollen, da gab es sogar einen Bach. Ich ging aber nicht rein. Schließlich erreichten wir eine mir bekannte Gegend: Carlosland, Carlos? Wo war er? Hei, war das ein Wiedersehen, wie, natürlich mit einem Sprint durch das Gelände. Zum Schluß waren wir so müde, daß wir sogar nebeneinander im Gras lagen, aber nur kurz. Wir tranken wieder gemeinsam aus dem Eimer. Schade, daß Peter keinen Fotoapparat dabei hatte. Na ja, wir kommen ja noch öfter zusammen. Zurück ging es wieder durch den abendlichen Wald und in die Straßenbahn. Da war Angel ein kleines süßes 9 Wochen altes Welpenmädchen, ein Urlaubsmitbringsel aus Gran Canaria. Dort lebte sie mit ihren Geschwistern und ihrer Mutter auf einem Anwesen inmitten von etwa 300 Katzen. Geschichten gibt es.
Das Feuerwerk erlebten wir in gehöriger Entfernung. Das war unglaublich laut. Ich war ein wenig nervös und schmiegte mich an Peter an. Doch der beruhigte mich. Ich war ganz schön dankbar und alles war wieder in Ordnung.
Nun sind die ersten zwei Wochen herum und ich habe mich sehr gut eingelebt. Das ist toll hier bei Peter in Frankfurt und Umgebung. Ich denke, wir werden auch weiterhin eine sehr schöne Zeit haben.
Ich wiege deutlich über 27 kg und "arbeite" an meiner Figur. Nächste Woche machen wir eine Rundtour und besuchen Evi, Mathias und natürlich Vera. Ich freue mich schon sehr und bin gespannt, was sie zu mir sagen werden.



Meine ersten Eindrücke sind nun zu Ende.
Ich werde mich gelegentlich wieder einmal melden und von Peter und mir berichten.

In diesem Sinne viele Grüße

Euer Bruno


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