Emma

Meine ersten Lebensmonate verbrachte ich bei zwei Menschen, die sehr laut waren und sich viel gestritten haben. Ob mir da auch was passiert ist, kann ich ja nicht erzählen, aber mein neues Frauchen glaubt das schon. Diese Leute haben mich dann an eine Familie abgegeben, da war ich drei Monate, und die haben mich irgendwie nicht verstanden. Sie haben meinem neuen Frauchen erzählt, dass ich nicht stubenrein bin und auch nicht höre, wenn sie mit mir schimpfen. Dass ich knurre, belle und manchmal sogar schnappe. Stimmt, ich muss auch gestehen, dass ich wirklich mal nach dem Spielzeug des kleinen Jungen geschnappt habe und vielleicht auch sonst hier und da. Und das mit dem "stubenrein" hab ich einfach nicht kapiert.

Dann sollte ich ins Tierheim, die haben aber gesagt, ich soll zur Boxer Nothilfe. Dort haben meine Leute dann angerufen und mich ganz schnell hingebracht. Da war mein neues Frauchen (ich hab sogar zwei, aber das andere lernte ich erst später kennen), die hat mich gesehen, und ich hab gewedelt und war so richtig lieb, und da hat sie gesagt, sie behält mich gleich. Und so kam ich in mein neues Zuhause. Ich war erst richtig durcheinander, und krank war ich auch. Also ging's gleich zur Tierärztin, sogar operiert musste ich werden, aber es war nicht so schlimm. Mein neues Frauchen ging immer ganz regelmäßig mit mir spazieren und hat sich immer reinweg begeistert, wenn ich draußen Pipi gemacht hab, und da hab ich dann begriffen, was sie von mir wollte, und jetzt bin ich "stubenrein" - meistens jedenfalls.

Mein neues Zuhause ist klasse, da sind wie gesagt zwei Frauchen, zwei große Jungs und ein großes Mädchen - und zwei andere Hunde, der eine ist ziemlich klein und kläfft jede Menge - mit dem kann ich nicht so viel anfangen. Jule heißt sie und ist fast 11 Jahre alt, aber fit wie ein Turnschuh. Und dann ist da noch Balou, auch ein "Notboxer" - der ist schon 6 und ein Schrank, bestimmt 10 cm größer als ich und 15 kg schwerer. Mit dem raufe ich immer und renne um die Wette. Na ja, immer mag er auch nicht, er braucht dann schon mal seine Ruhe, aber meistens nerve ich so lange an ihm rum bis er mitmacht.

Nur wenn Frauchen weggeht und mich nicht mitnimmt, werde ich ungemütlich. Dann stelle ich die ganze Wohnung auf den Kopf und schmeiße alles rum, was nicht niet- und nagelfest ist. Ich mache alle Türen auf, schleppe Schuhe ins Bett, zerkaue jeden Papierschnipsel, hole alles vom Tisch runter und fresse alles, was ich finden kann, sogar wenn Alufolie drumrum ist - die esse ich mit. Wenn Frauchen dann wieder kommt, sagt sie "Randalemaus" zu mir und räumt resigniert auf. Und manchmal knurre, belle und schnappe ich immer noch. Aber Frauchen hat kapiert, dass ich das nur mache, wenn ich Angst habe oder nicht weiß, was sie von mir will. Sie lenkt mich dann ab und macht einfach was anderes, und dann vergesse ich es. Aber dann sagt sie, ich sei eine "Krawallschachtel". Na ja, egal, Hauptsache, sie liebt mich, und das sagt sie mir auch ganz oft, und wenn ich neben ihr auf dem Sofa liegen darf, bin ich am allerglücklichsten.