Lillis Tagebuch - Seite 3 (5)


Lilli Als besonders angenehm empfinden wir daß sie einmal stubenrein ist und zum anderen doch recht gut - besonders Christa - gehorcht. So können wir sie im Haaner Bachtal auch fast immer frei laufen lassen.

Lilli ist gut Freund mit allen Tieren und Menschen, schließt leicht Bekanntschaften und Hundefreundschaften und tobt mit diesen, daß es ein Vergnügen ist, dem zuzusehen. Auch dies ist für uns ein Indiz, daß Lilli gesund ist, aber acht Jahre alt...?

Am 10. Juli 2003 sind wir bei Witts in Fischbach. Dort treffen wir eine kleine Nichte von Karin, 4 Jahre, an. Nach anfänglichem Zögern schließt sie mit Lilli Freundschaft und füttert sie zur beiderseitigen Begeisterung mit Katzen-Trockenfutter.

Manchmal nehmen mich meine Leute im Auto mit. Ich fahre sehr gern Auto und habe meinen Platz auf dem Rücksitz. Meist allein, aber manchmal auch mit Herrchen. Aber dann fahren wir zu Plätzen oder Leuten, die ich noch nie gesehen habe und wo ich mich nicht auskenne. Dann ist es um so schwieriger, die Kontrolle und die Übersicht zu behalten. Am schönsten ist es dann aber, wenn wir wieder zurückkommen, wo ich alles kenne und zuhause bin. Dann freue ich mich und springe munter und lustig umher.

Wir haben einen längeren Ausflug gemacht, und ich durfte im Auto mitfahren. Inzwischen habe ich auf dem Rücksitz eine schöne weiche Decke. Ich kann mich dann hinlegen und schlafen, bis wir am Ziel oder wieder zuhause angekommen sind. Manchmal sitzt Herrchen oder die alte Dame neben mir, aber für mich bleibt immer genug Platz. Es ist schön so, denn dann können mir meine Leute nicht abhanden kommen.

Besonderes Ereignis:
am 29. Juli 2003 entlockt Christa der Lilli beim Spielen mit ihr - auf gleicher Höhe - ein tiefgrundiges Bellen. Also doch. Wir sind sehr erleichtert, denn wir hatten geargwöhnt, daß bei der Lilli vielleicht ein körperlicher Mangel vorläge. Nun warten wir in Ruhe ab, daß sich das Bellen wiederholt und häufiger wird.

Ein Wachhund ist Lilli in keiner Weise, und sie fühlt sich auch - vielleicht noch - nicht für Haus und Garten verantwortlich. Dazu müßte sie ja auch bellen. Vielleicht kommt das noch.

Daß die Lilli ein intelligentes Mädchen ist, hat sie kürzlich bewiesen. Christa war von der Terrasse in die Waschküche gegangen, um das Futter zu bereiten, und hatte die Terrassentür hinter sich geschlossen. Lilli saß draußen, betrachtete sich die Angelegenheit einige Augenblicke und lief dann spornstreichs die Außentreppe hinauf, durchs Wohnzimmer und die Innentreppe wieder hinunter. Mit ihren Anhängern klingelnd erschien sie dann in der Waschküche, um ihr Futter zu fordern.

Meine Leute sind sehr lieb zu mir, streicheln mich oft und sagen nette Dinge. Ich fühle mich richtig wohl und möchte gern, daß es auch so bleibt. Das Fressen schmeckt mir auch. So langsam habe ich Frauchen beigebracht, daß ich am liebsten Chappi mit Reis oder Nudeln fresse. Meist kann ich es gar nicht erwarten, daß ich an meinen Napf komme, und dann ist er im Nu leer. Zwischendurch gibt es oft auch Leckerlis, Wunderknochen zum Beispiel oder Kaustangen. Auch damit werde ich im Pfoteumdrehen fertig.

Inzwischen weiß ich, wo ich zuhause bin, und auch meine Sorge, daß mir einer meiner Leute wegkommt, wird von Tag zu Tag geringer. Aber vorsichtig bin ich immer noch, dazu habe ich zu viel Fürchterliches erlebt.

Am 16. August 2003 waren wir bei Herbert und Karin Witt in Fischbach zur Feier des 65. Geburtstages von Herbert eingeladen. Lilli durfte selbstverständlich mitkommen, aber es war nicht ihr Tag. Mit eingepackt hatten wir ihre ganze Ausrüstung wie Decke, Napf, Handtuch, Frolics, Spachtel usw. Es waren noch etwa 20 andere Gäste da, und das irritierte offenbar unser Mädchen, zumal es ihr nicht immer gelang, ihre Leute unter Beobachtung zu halten. Sie wuselte herum und kam kaum zur Ruhe. Offenbar war es der Streß und die Angst, was passiert nun mit mir, der schließlich, als sie für einige Minuten uns beide nicht sah, zweimal in epileptischen Anfällen kumulierte. Sie warf sich zu Boden und auf den Rücken, strampelte mit den Beinen, ließ Wasser und war erst nach einigen Minuten wieder ansprechbar. Wir werden am Montag Dr. Lampe fragen.

Die Heimfahrt hat Lilli, auf dem Rücksitz fest schlafend, verbracht und war dann glücklich, ihre gewohnte Umgebung und vor allem ihr Zuhause wiederzufinden. Der Sonntag verlief dann völlig problemlos.

Gleich am Montag konsultierten wir Dr. Lampe und schilderten ihm die Erlebnisse und unsere Besorgnis. Er schloß gewisse Epilepsieanfälle nicht aus, wies aber auf die Schwierigkeit hin, dies eindeutig zu diagnostizieren. Auf alle Fälle sollte eine eingehende Blutanalyse gemacht werden, und er gab uns "Relaxan" mit, das in Streßsituationen nützlich und hilfreich sein könne.

Das Ergebnis der Analyse, am Nachmittag des gleichen Tages zugefaxt, war ohne jegliche Anzeichen für irgendwelche Krankheiten oder Mängel. Lilli ist also kerngesund. Also beobachten und abwarten. Wir sind guter Dinge und werden uns bemühen, daß zukünftig Lilli nicht in ähnliche Situationen und in Panik gerät, weil sie uns nicht beobachten kann. Zur Vorbeugung werden wir dann Relaxan geben.

Inzwischen wiegt Lilli 21 kg, wie wir auf der Waage bei Dr. Lampe festgestellt haben. Dabei soll es aber auch bleiben, obwohl das Mädchen ständig Hunger zu haben scheint.

Wir haben versuchsweise Lilli allein gelassen, als wir zum Walken gingen. Sie hat es, wenn auch ungern, akzeptiert, und scheint wirklich lieber in ihrem Zuhause, als bei Mutter Sophie, trotz des dortigen Lilli-Kissens, zu sein. Sie richtet nicht das Geringste an und liegt offenbar wartend auf ihrem Kissen vor der Korridortür, bis wir zurück sind. Jetzt muß sie nur noch ein Wachhund werden.

Seit einiger Zeit lassen wir Lilli auch allein in der Wohnung, wenn wir in die Mucki-Bude gehen. Beim erstenmal haben wir alle Teppiche zusammengeschlagen und hochgelegt. Es war aber nicht nötig, sie hat nichts angerichtet. Zuerst hat sie es gar nicht verstanden, daß wir sie allein lassen würden. Inzwischen hat sie aber begriffen, daß wir sie nur für kurze Zeit zurücklassen würden, wenn wir unsere schwarzen Taschen packen. Sie bleibt dann sogar unten, begrüßt uns aber freudig an der Korridortür, wenn wir wieder zurück sind und nimmt gern Leckerlis in Empfang. Offenbar ist es wichtig für sie, zuhause zu sein.

Inzwischen haben mich meine Leute auch schon einmal allein in der Wohnung gelassen und haben gesagt: "Lilli, Du bist ein Schatz. Wir kommen bald wieder. Paß nur schön auf!" Und dann verschwinden sie und schließen die Tür ab. Ich lege mich dann auf mein Lilli-Kissen, das so vor der Tür liegt, daß ich gut aufpassen kann und warte, daß sie wiederkommen. Das finde ich viel schöner, als irgendwohin gebracht zu werden. Schließlich weiß ich ja, wo ich zuhause bin, und dort ist es am schönsten. Herrchen und Frauchen sind ja dort auch zuhause und kommen deshalb bestimmt wieder.

Wenn Frauchen und Herrchen die Walking-Schuhe anziehen oder die schwarzen Taschen packen, weiß ich, daß ich dann für einige Zeit Ruhe haben werde. Ich passe auch schön auf, obwohl ich noch nicht so recht weiß, was das eigentlich ist.

Manchmal sitzen im Haaner Bachtal Leute auf der Bank mit Einkaufstaschen, aus denen es so verlockend riecht. Dann muß ich daran schnuppern und sehen, ob nicht etwas für mich drin ist. Dazu stecke ich auch meinen dicken Kopf hinein. Dann werde ich aber von Frauchen oder Herrchen zurückgerufen, und sie schimpfen ein bißchen mit mir. Meist nehmen die Leute es aber mit Humor.

Zuhause ist es eigentlich ganz schön, aber es ist immer etwas los. Entweder hat Frauchen oben und Herrchen unten zu tun, oder einer von ihnen geht fort, und immer muß ich auf der Hut sein und aufpassen, daß keiner abhanden kommt. Ganz selten kann ich einmal in Ruhe schlafen, meist nur dann, wenn sie mich allein lassen. Erst am Abend sitzen meist beide auf der Couch, und ich kann auf meinem Kissen daneben liegen und brauche nicht mehr zu erwarten, daß irgend etwas passiert. Wenn wir dann alle zu Bett gehen, steige ich in meine Kiste, werde noch einmal gestreichelt , und sie sagen "gute Nacht, Lillichen, schlaf' gut, morgen ist ein neuer Lilli-Tag". Dann schlafe ich ruhig und fest, bis ich am anderen Morgen wieder geweckt werde.

Sage noch jemand, daß Tiere, insbesondere Hunde kein Gefühlsleben haben. Zwar ist die Lilli jetzt erst ein Vierteljahr bei uns, aber wir können an ihrem Gesichtsausdruck, an ihren Augen und auch an ihrem Gesamtverhalten deutlich erkennen, ob sie sich wohlfühlt, glücklich, traurig oder enttäuscht ist.

Trotz ihrer äußerlichen Ähnlichkeit mit Heinrich ist die Lilli doch völlig anders gestrickt. Sie ist deutlich sensibler, anschmiegsamer, auch folgsamer. Wir werden in Zukunft nur noch Mädchen nehmen.

In diesen Tagen, Ende August, hat es nach wochenlanger trockener und teilweise sehr warmer Zeit zum ersten Mal ein wenig geregnet. Wir mußten natürlich trotzdem mit Lilli hinaus. Zum einen hat sie ganz irritiert nach dem Schirm geschaut, zum anderen schien ihr der Regen auf ihrem Fell überhaupt nicht zu behagen. Alle drei Schritte hat sie sich kräftig geschüttelt, aber es half nichts. Gern hat sie sich dann vor der Haustür von Christa mit dem Handtuch abrubbeln lassen.

Lilli hat eine Freundin, eine knapp zweijährige Airdale-Hündin, Gemma. Die beiden lieben sich innig und, wenn sie sich begegnen, geht richtig die Post ab, sie rennen und toben, daß es eine Freude ist. Wenn es paßt, holt Gemma die Lilli zum Spielen ab, und sie würde, wenn sie könnte, bei uns klingeln.

Am liebsten spiele ich mit "Gemma". Wir kennen uns jetzt schon eine ganze Weile, und wenn wir uns treffen, toben wir uns beide richtig aus. Manchmal holt mich Gemma sogar zuhause ab, und es tut ihr richtig leid, daß sie nicht bei meinen Leuten klingeln kann. Obwohl Gemma größer ist als ich, habe ich immer das Gefühl, ich muß sie beschützen. Sie ist viel ängstlicher als ich. Neulich habe ich mich für sie sogar mit "Cherry", einem großen schwarzen Schäferhundrüden angelegt.

8. September 2003. Die Temperaturen sind deutlich gesunken, heute nacht hat es 25 mm geregnet, und jetzt am Morgen, bei unserer Frührunde, regnet es immer noch leicht. Offenbar ist es Lilli nicht mehr so unangenehm, und die etwas niedrigeren Temperaturen beflügeln sie. Sie rennt wie der Teufel hin und her und springt wie ein Böckchen. Im Haaner Bachtal hat sich vom Regen ein kleiner Teich gebildet. Ist die Lilli wasserscheu? Christa wirft ein Stöckchen hinein, und Lilli geht ohne Zögern bis an den Bauch hinein und holt es zurück.

Es ist jetzt nicht mehr so warm wie in den letzten Wochen. Obwohl ich von Fuerteventura die Hitze gewohnt bin, gefällt mir diese Temperatur doch bedeutend besser, und ich laufe und springe wieder gern herum. Auch Herrchen und Frauchen merkt man es an, daß es ihnen jetzt behaglicher ist.

Jetzt regnet es auch öfter, und das kenne ich gar nicht. Aber es macht mir nichts mehr aus. Im Haaner Bachtal hatte sich ein kleiner Teich gebildet. Frauchen wollte sehen, ob ich vielleicht wasserscheu bin und hat ein Stöckchen hineingeworfen. Ich bin aber gleich hinterhergestiegen, war bis zum Bauch im Wasser und habe es wieder herausgeholt. Hinterher werde ich von Frauchen tüchtig abgerubbelt und auf meinem Kissen unter die Decke gesteckt. Das ist dann schön und behaglich, und ich kann gut schlafen.