Paolo




08.03.05
Als wir die Bilder per Email mit der dringenden Bitte um Hilfe bekamen, stockte uns der Atem.

Tierschützer eines kleinen Tierheims in der Nähe von Thessaloniki (Griechenland) setzten sich in ihrer Hilflosigkeit mit Tierfreunden in Deutschland in Verbindung, die sich wiederum an uns wandten.

Die Unterbringungsmöglichkeiten vor Ort sind total erschöpft und man sieht keine Möglichkeit einen weiteren Streuner im Tierheim unterzubringen. Ihre ganze Hoffnung liegt auf Hilfe aus Deutschland.

Paolo - so wird der Boxer genannt - lebt dort zur Zeit auf der Straße. Warum er auf der Straße gelandet ist, weiß keiner. Was mit seinem Auge passiert ist könnte uns nur Paolo erzählen.

Man fotografierte ihn, in der Hoffung, dass es vielleicht doch eine kleine Chance für ihn geben könnte, bevor er wieder auf der Suche nach Nahrung und einem Ruheplatz seines Weges in die Kälte entweicht...

Uns bewegen und beschäftigen diese Bilder, dieses Elend und dieser unsägliche Schmerz, die dieser Boxer erleiden muß, sehr.


Hier sind mehr Bilder.

Deshalb beschlossen wir, dass wir alles Menschenmögliche tun werden, um die Tierschützer vor Ort zu unterstützen, damit diesem schmerzgepeinigten Boxer geholfen werden kann.

Wir haben die Tierschützer gebeten Paolo einzufangen, ihn sofort einem Tierarzt vorzustellen und das Auge untersuchen zu lassen. Er muß komplett untersucht und behandelt werden. Er braucht dringend Antibiotika, er muß geimpft und gechipt werden. Ausserdem muss eine Transportmöglichkeit gefunden werden und, und, und...

Eine hilfsbereite Frau in Thessaloniki würde Paolo in ihrem Auto vorläufig unterbringen, damit er erst einmal ein "Dach" über seinem Kopf hat. Sie hat auch das Foto von ihm gemacht.
Das dortige Tierheim ist für 80 Hunde ausgerichtet und über 200 leben (vegetieren?) bereits darin. Es ist absolut kein Platz mehr, um diesem verletzten Boxer eine ruhige und saubere Unterkunft zu gewähren.

19.03.05
Am frühen Freitagabend traf Paolo endlich in Deutschland ein.

Da Paolo als "Fracht" ohne Flugpaten nach Deutschland geflogen wurde, musste unsere BNH-Familie Scherpf einige Formalitäten am Flughafen erledigen, bevor sie ihn von der Tieraufbewahrungsstation abholen und in die Tierarztpraxis von Frau Ries bringen konnten. Dort wurde er liebevoll, mit einem kuscheligen Körbchen und genügend Futter, empfangen.

Die Erstuntersuchung ergab, dass sein Auge in einem "relativ" gutem Zustand ist. Es ist zwar ausgelaufen, aber die schwere Entzündung wurde offensichtlich in Griechenland mit Erfolg behandelt. Nach dem ersten tierärztlichen Befund muss sein Auge vermutlich nicht entfernt werden.

Er ist ein sehr lieber, nicht besonders großer Boxer, sehr menschenfreundlich und anderen Hunden gegenüber gut sozialisiert.

Wie es mit Paolo weitergeht, werden wir nächste Woche erfahren, wenn uns sämtliche Untersuchungserbenisse vorliegen.

Zumindest hat er jetzt ein Kuschelkörbchen, ein Sofa, genügend zu essen und eine Tierärtzin, die ihn persönlich -rund um die Uhr- betreut.

Nach ungewisser Zeit und mit Schmerzen auf der Straße, fühlt sich Paolo jetzt wahrscheinlich wie im Paradies.


01.04.05
Mit den neuen Fotos möchte sich Paolo bei allen Spendern und bei all den hilfreichen Händen bedanken, die ihm die Ausreise nach Deutschland und die anschließende tierärztliche Behandlung hier ermöglicht haben. Auch denen die hier vor Ort für ihn sorgen, dass es ihm gut geht und es ihm an nichts fehlt.

Es ist kein Vergleich mehr zu dem Paolo, der auf den Straßen Griechenlands lebte.

Sein Auge ist gut abgeheilt und muß nur noch mit Salben behandelt werden. Dass er auf einem Auge blind ist, wird ihn wohl nicht stören. Wichtig ist, dass er keine Schmerzen mehr hat.

Die Erstuntersuchung in Griechenland zeigten aber, dass Paolo kränker ist, als zunächst nach außen sichtbar war.

Außer der Verletzung am Auge zeigten seine Blutwerte noch eine schwere Erlichiose und Herzwurmbefall. Diese Untersuchungsergebnisse wurden in Deutschland bestätigt.

Bei einer Herzultraschalluntersuchung wurden 3-5 adulte (ausgewachsene) Herzwürmer in der Pulmonalarterie gefunden. Es ist beinahe schon Glück im Unglück, dass er mit diesen weiteren Erkrankungen hoffentlich nicht doch noch am Auge operiert werden muss.

Bevor wir mit der Herzwurmbehandlung anfangen können, muss zuerst einmal die Erlichiose behandelt werden. Wer "Dankos" Geschichte verfolgte, weiß was dem kleinen Knuffel noch bevor steht. Nur, dass Danko keine ausgewachsene Herzwürmer hatte.

Aber es gibt auch jede Menge Positives von dem "Kleinen" zu berichten. Er wiegt jetzt etwas über 17 kg (wird mit einem Spezialfutter aufgepäppelt), ist verfressen, fröhlich und vergnügt.

Paolo ist ein sehr menschenfreundlicher Boxerjunge. Er lebt zur Zeit mit einem Boxerrüden zusammen, der Paolos kleine Stänkereien total gelassen erträgt. Kurzum, er findet das Leben in Deutschland einfach toll.

Wir alle hoffen, dass Paolo erfolgreich behandelt werden kann. Es wird alles für ihn getan, damit für ihn hier ein neues glückliches und hoffentlich langes Leben beginnt.

12.05.05
Paolo oder "Bonsai" wie er liebevoll genannt wird hat seine Erlichiosebehandlung hinter sich gebracht. Wie sein Titer zum jetzigen Zeitpunkt aussieht wissen wir nicht, aber erfahrungsgemäß ist er noch einige Monate nach der Behandlung sehr hoch. Der Herzwurmbehandlung steht nun nichts mehr im Wege.

Am Freitag ist es nun soweit und dem kleinen Griechen wird die erste Spritze gesetzt. Er ist körperlich und seelisch in einer sehr guten Verfassung und wir alle hoffen und bangen, dass unser "Zwerglein" die Behandlung überlebt. Sein Aspirin hat er schon seit einiger Zeit, zusätzlich wird ihm jetzt noch Heparin gespritzt, um sein Blut noch weiter zu verdünnen. Die Krise wird zwischen dem 5. und 7. Tag erwartet. Sobald Paolo gespritzt wurde liegt es nicht mehr in unserer Hand etwas für ihn zu tun, sollte es kritisch werden.
Normalerweise bekäme er seine zweite Spritze nach 24 Stunden. Paolo aber bekommt erst, je nachdem wie sein Zustand sein wird, in 4 - 6 Wochen die nächste Spritze.

Das Behandlungschema hat seine Tierärtzin und Pflegemama Conny Ries, zusammen mit der Uniklinik Giessen und der Hofheimer Tierklinik - dort werden die Herzultraschalluntersuchungen durchgeführt - ausgearbeitet.

Ich muß ganz ehrlich gestehen, ich möchte nicht an Connys Stelle stehen. Ich weiß nicht, ob ich es noch einmal nervlich durchstehen könnte.

Aber, wir alle sind sehr zuversichtlich, dass es der Kleine schafft, schließlich erwartet ihn in Deutschland ein herrliches Boxerleben.

Vera Dengel
Ansprechpartnerin: Rheinland-Pfalz/ Saarland/Hessen
Tel: 06371 / 12456
Email: VeraDengel@boxernothilfe.de